Bern – Bis sich der Schweizer Tourismus vollständig von der Covid-19-Pandemie erholt hat, wird es Jahrzehnte dauern. Dieser Auffassung ist Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus. Das Jahr 2021 dürfte noch schlechter ausfallen als 2020.
Unsicherheit und Kurzfristigkeit würden den Tourismus noch lange begleiten, sagte Nydegger in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Man müsse sich darauf einstellen, dass immer wieder irgendwo ein Virenherd auftauche. Der Schweizer Tourismus müsse sich «in dieser neuen Welt zurechtfinden».
Im laufenden Jahr verlaufe die Erholung träger als er sich das gewünscht habe, sagte Nydegger. Gemessen an den Hotel-Übernachtungen werde die Schweiz 2021 «voraussichtlich nochmals 5 Prozent schlechter abschneiden» als im vergangenen Jahr.
«Keine gute Nachricht»
Für Nydegger ist das «keine gute Nachricht, denn 2020 war das schlimmste Jahr der Geschichte». Der Einbruch im laufenden Jahr habe nicht mit dem Sommer zu tun, sondern mit der schlechten Wintersaison. Für den Sommer rechne er gegenüber 2020 mit einem leichten Plus, aber nicht mit einem guten Sommer.
Zwar würden bis zu 10 Prozent weniger Schweizer Gäste ihre Ferien im Inland verbringen. «Allerdings spüren wir gleichzeitig, dass wieder mehr Gäste aus dem Ausland zu uns kommen. Sie kompensieren den Einbruch bei den Schweizern.»
Aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, den Niederlanden und Belgien reisten im laufenden Sommer rund 15 Prozent mehr Gäste in die Schweiz als 2020. Aus den übrigen europäischen Ländern rechne Schweiz Tourismus mit einer kaum merklichen Zunahme. Hingegen kehrten Gäste aus Nordamerika und den Golfstaaten langsam zurück.
Noch keine Gäste aus Asien
Aus Asien dagegen kämen noch keine Gäste. China werde vor den Olympischen Winterspielen im Februar 2022 keine Experimente wagen, sagte Nydegger. In den nächsten zwei, drei Jahren kämen nicht annähernd so viele Asiaten in die Schweiz wie vor der Pandemie. «Aber ich glaube, dass wir eine sehr steile Wachstumskurve sehen werden, wenn die Pandemie mal durchgestanden ist.»
Auch Unwetter und Hochwasser erschweren das Geschäft mit dem Fremdenverkehr. Bergbahnen und Schifffahrtsgesellschaften hätten miserabel gewirtschaftet, sagte Nydegger. Negative Folgen habe auch die Hochwasserkatastrophe in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. (awp/mc/pg)