Bern – Der Schweizer Tourismusbranche steht ein harscher Winter bevor. Trotz vielen Vorkehrungen zur Erhöhung der Sicherheit in Zeiten der Corona-Pandemie verharren die Buchungen auf einem tiefen Niveau.
Wegen der dynamischen Entwicklung der Pandemie ist die Planungssicherheit der hiesigen Tourismusbetriebe im Vorfeld der Wintersaison gering. Es stehe aber ein «sicher unvergesslicher Winter» bevor, sagte Martin Nydegger, Direktor des Verbands Schweiz Tourismus am Montag an einer Medienkonferenz. Die aktuelle Situation erfordere dabei eine hohe Flexibilität bei allen Beteiligten.
Prognosen eher düster
Der aktuelle Buchungsstand für die Wintersaison lässt derzeit wenig Gutes erhoffen. Per Ende Oktober gingen die Buchungen für die Weihnachtsferien in den Berggebieten gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent zurück, wie eine Umfrage des Verbands zeigt. Für die zeitlich noch etwas weiter entfernten Sportferien trafen gar 28 Prozent weniger Buchungen ein als noch im Vorjahr.
Auch die Prognosen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich zeichnen ein düsteres Bild. So rechnet die KOF für die ganze Wintersaison in den Bergen mit einem Minus von knapp 22 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber der letzten «regulären» Saison 2018/19. Die Nachfrage aus dem europäischen Ausland dürfte sich dabei aufgrund der Reisebeschränkungen und Quarantäne-Bestimmungen halbieren und der Übersehmarkt werde wohl fast vollständig wegfallen.
Hoffnungen auf Heimmarkt
Anlass zur Hoffnung besteht dagegen auf dem Heimmarkt. Die KOF-Experten rechnen damit, dass die Schweizerinnen und Schweizer gegenüber einem normalen Winter mehr in hiesigen Hotels übernachten. Konkret soll die Anzahl der Logiernächte an die positiven Trends aus dem Sommer anknüpfen und um 9 Prozent steigen.
Auch bestehe weiterhin die Möglichkeit, dass noch vor Weihnachten einige Einschränkungen in den nahen Auslandmärkten für Reisen in die Schweiz gelockert werden. «Unsere Betriebe sind auch für diesen Fall gerüstet», so Nydegger. Auch die Kampagnen von Schweiz Tourismus würden jeweils agil an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst.
Innovationen gefragt
Die grösste Herausforderung sieht der Branchenverband in diesem Winter in der Regulierung der Besucherströme, damit die umfassenden Schutzkonzepte eingehalten werden können. «Verschiedene Destinationen bieten etwa eine webbasierte Gondel-Reservation an oder setzen auf Drive-in-Restaurants mit Skiern», sagte der Schweiz Tourismus-Direktor. Auch würden beim Après-Ski Alternativen geprüft.
Gerade in diesem «besonderen Winter» sei der Austausch unter den verschiedenen Destinationen immens wichtig, ergänzte Berno Stoffel, Direktor der Seilbahnen Schweiz, an der Konferenz. Dabei werde man auch von den in der Sommersaison gesammelten Erfahrungen profitieren können. (awp/mc/pg)