Zum Jubiläum von «Eva» widmet das Cartoonmuseum Basel dem Duo Claude Jaermann (Text) und Felix Schaad (Zeichnung) vom 26. März bis 5. Juni 2011 die Ausstellung «Schweizerpsalm und andere Abgesänge».
Seit Jaermann/Schaad sie vor zehn Jahren erschaffen haben, scannt «Eva», die bekannteste Kassiererin der Schweiz, Strichcodes im «Cosmos». In dieser Zeit hat sich der nach ihr benannte Comic im «Tages-Anzeiger» zum in der Schweiz wohl meistgelesenen Zeitungsstrip entwickelt.
«Eva ist eine wie du und ich. Und Eva könnte auch meine Schwester sein.»
Die umfassende Werkschau «Schweizerpsalm und andere Abgesänge» zeigt ausschliesslich Originalzeichnungen aus der zwanzigjährigen Zusammenarbeit der beiden Ku?nstler, von den Anfängen mit «Igor» und «Zwicky» im «Nebelspalter» bis zu den politischen Karikaturen und «Eva»-Strips im «Tages-Anzeiger». Die anspruchsvolle Disziplin des politischen Zeitungsstrips wird in der Deutschschweiz fast exklusiv von Jaermann/Schaad gepflegt, die sich international mit den Besten messen können.
Auch Eva hat Ambitionen, sie fühlt und denkt wie wir
Mit Eva und ihrem Leben zwischen Supermarkt und Mietwohnung haben die beiden Ku?nstler eine unverwechselbare Welt entworfen, die nicht nur seit zehn Jahren als Folie fu?r Geschichten funktioniert, sondern auch auf tagesaktuelle Ereignisse reagieren kann. Eva Grdjic wird deshalb wohl auch die einzige Comicfigur bleiben, die je im richtigen Leben fu?r den Posten der Stadtpräsidentin von Zu?rich kandidiert hat. Ein Making-of dokumentiert, wie das Duo Jaermann/Schaad zusammenarbeitet und zu den Pointen findet, mit denen es Alltag, politisches Geschehen und internationale Zusammenhänge meist boshaft, aber immer sehr unterhaltsam auf den Punkt bringt.
Die Heldin des Alltags
Ob Irakkrieg oder Ausschaffungsinitiative, ob Arbeitsalltag oder Erziehungsfragen – die Themen und Sorgen des Jaermann/Schaad’schen Personals stammen aus dem wirklichen Leben. Zum Beispiel «Eva»: Reich an Erfahrungen, Argumenten und Kilos arbeitet die Heldin des gleichnamigen Zeitungsstrips an der Kasse von «Cosmos» und hat als unterbezahlte Kassiererin den ungeschminkten Blick «von unten». Die Abenteuer der unerschrockenen und resoluten Bu?rstenschnittträgerin sind mittlerweile in u?ber zehn Sammelalben erschienen.
© Jaermann/Schaad, aus: Grdjic Walking, 2005
«Zwicky» hingegen, Familienvorstand alter Schule und Sanitär mit Ambitionen, möchte die Prokura und hat immer nur die Arbeit. Kurt Zwicky vereinigt viele schlechte Eigenschaften mit ein paar guten und weckt vor allem Schadenfreude und Mitleid. Inzwischen berichten drei Alben von den Taten dieses quicklebendigen Fossils mit politischer Schlagseite nach rechts. Weder Eva noch Zwicky sind klassische Sympathieträger, sie wachsen einem erst mit der Zeit ans Herz. Beide sind, wenn auch auf unterschiedliche Art, hoffnungslos politisch unkorrekt und es sind ihre Ecken und Kanten, die den Strips von Jaermann/Schaad den nötigen Biss verleihen.
Ergänzt wird die Ausstellung mit einem Teil, der Vorbilder und Bezu?ge aufzeigt und dem Zeitungsstrip als Gattung gewidmet ist. Zeitungsstrips sind in tägliche Ku?rzestkapitel zerlegte Bildgeschichten mit eigenen Gesetzen und Regeln, die damit spielen, dass die Lesenden die Charaktere und ihre Eigenheiten kennen und so die Running Gags geniessen können. Vor allem im englischen und französischen Sprachraum ist diese Sonderform des Comics auch als politischer Kommentar beliebt.
Publikation: Zur Ausstellungseröffnung erscheint ein Sammelband mit allen Zwickygeschichten aus dem Nebelspalter und allen Eva-Streifen, in denen Abwart Zwicky sein Unwesen treibt: «Zwickypedia», mit teilweise farbigen Abbildungen, ca. 304 Seiten
(km/mc/th)