Berlin – Sharing Accommodation-Anbieter verzeichnen zwar ein schnelles Wachstum, sie haben aber nach wie vor einen relativ geringen Anteil an der gesamten Hospitality-Industrie in Europa. Ihr wichtigster Einflussbereich sind die Städte, in denen sie eine beträchtliche Anzahl von Besuchern generieren, aber nach Ansicht von Experten auch Wohnraum reduzieren. Das sind einige der Ergebnisse des 24. World Travel Monitor Forums.
Die sogenannte „Sharing Economy“ hat in den vergangenen Jahren mit dem Aufkommen von Firmen wie Airbnb einen Boom erlebt, welche den Übernachtungssektor durcheinander gebracht haben. Trotzdem bleiben sie laut aktuellen Zahlen des World Travel Monitors Nischen-Player. Im Jahr 2015 buchten die Europäer für 14 Millionen ihrer Auslandsreisen Sharing Unterkünfte, was aber nur drei Prozent aller Auslandsreisen entsprach. Fast zwei Drittel der Buchungen entfielen auf Appartements, Ferienwohnungen und Ferienhäuser und nur etwa 15 Prozent auf private oder B&B-Unterkünfte.
„Diese scheinbar niedrigen Zahlen sind vielleicht überraschend, wenn man bedenkt, wie oft über das dynamische Wachstum der Sharing Economy-Anbieter in den Medien berichtet wird. Gleichzeitig zeigen sie aber auch das beträchtliche Potenzial dieser Player in Zukunft», kommentiert Dr. Martin Buck, Senior Vice President Travel & Logistics Messe Berlin.
Airbnb: „Sharing“ oder kommerzielle Plattform?
Airbnb, die grösste und bekannteste Plattform der Sharing Accommodation, führt mittlerweile rund drei Millionen Unterkünfte weltweit und expandiert in neue Geschäftsfelder wie „Entdeckungen“ vor Ort. Andererseits steht das amerikanische Unternehmen zunehmend in der Kritik der Bevölkerung. Diese sieht sich durch die übermässige Anzahl von Besuchern in privaten Stadtwohnungen in ihrer Nachbarschaft gestört. Ausserdem würde den Bewohnern durch die kommerzielle Vermietung Wohnraum genommen, Preissteigerungen seien die Folgen.
Städte erlassen Beschränkungen
Einige Städte, wie zum Beispiel Berlin, haben neue Auflagen für die kommerzielle Vermietung von privaten Wohnungen verabschiedet. Auf diese Weise sollen Eigentümer mit der Vermietung an Touristen durch Airbnb und andere Anbieter, zugunsten von Einwohnern oder Studenten, gestoppt werden. Als Reaktion darauf stimmte Airbnb Anfang Dezember einer Vereinbarung zu, dass private Gastgeber in London nicht länger als 90 Nächte im Jahr an Touristen vermieten dürfen. In Amsterdam sind es sogar nicht mehr als 60 Nächte.
Jeroen Oskam, Direktor des Forschungszentrums an der Hotelschule The Hague erklärte auf dem 24. World Travel Monitor Forum, dass Airbnb in erster Linie ein kommerzielles Unternehmen sei. Zurzeit verzeichne es einen Anteil von zehn Prozent aller internationalen Ankünfte in Amsterdam und fast acht Prozent in London. Laut einer eingehenden Analyse der Buchungen von Airbnb in vier europäischen Städten (Amsterdam, London, Berlin und Madrid) würden mehr als 82 Prozent der Airbnb-Unterkünfte als gesamte Immobilie vermietet und weniger als 18 Prozent als private Wohnungen oder Zimmer.
«Touristen vertreiben Bewohner»
Auch stünden mehr als 80 Prozent der Unterkünfte für mehr als 31 Tage im Jahr zur Vermietung zur Verfügung. Weiter sagte er, dass ein hoher Anteil der gelisteten Unterkünfte sich in den Stadtzentren befänden. In London würden etwa die Hälfte aller Airbnb-Einheiten von Gastgebern mit mehreren Immobilien angeboten. «Einen wesentlichen Teil der kommerziellen Aktivitäten verbindet Airbnb nur mit einer Minderheit von authentischen ‚Mitbenutzern‘. Das bedeutet, dass die Bewohner von den Touristen vertrieben werden. Es ist also ‚unsharing‘. Das heisst, es wird nicht geteilt, Vermögenswerte werden für Touristen reserviert «, schloss Oskam. (ITB/mc/pg)