Zürich – Nach dem Absturz in der Coronakrise dauert die Erholung bei der Swiss länger als gedacht. Das laufende Jahr sei eine grosse Herausforderung die Schweizer Fluggesellschaft, sagte Swiss-Chef Thomas Klühr am Mittwoch in einem Videointerview mit «20 Minuten».
Der Buchungsstand betrage rund 20 Prozent eines normalen Jahres, sagte Klühr. Im Gegensatz zum Lockdown führe die Swiss derzeit Flüge durch, sobald sie die variablen Kosten wie Treibstoff oder Gebühren verdienen würden. Derzeit verliere die Swiss weniger als 1 Million Franken pro Tag. Auf dem Höhepunkt der Krise hatte der Swiss-Chef die Verluste auf 3 Millionen pro Tag beziffert.
Es gebe die Chance, dass sich die Lage im Sommer 2021 wieder erhole, sagte Klühr. Die Erholung hänge von der Pandemie-Entwicklung in Europa und den USA ab.
Keine Staatshilfe geflossen
Die Staatshilfe des Bundes sei noch nicht geflossen. «Wir warten auf die Freigabe durch den staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Deutschland. Ich hoffe, dass die in den nächsten Tagen kommt.» Bisher sei die Swiss durch ihren Mutterkonzern Lufthansa gestützt worden. Der Bund hatte für die Swiss und ihre Schwestergesellschaft Edelweiss eine Garantie von 1,275 Milliarden Franken beschlossen. Damit können sich die beiden Airlines Kredite bei den Banken in Höhe von 1,5 Milliarden Franken besorgen.
Es gebe kaum eine Airline, die ohne Staatshilfe durch die Coronakrise komme, sagte Klühr: «Trotzdem tut es weh.» Die erste Kredittranche werde ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag sein, sagte Klühr: «Wir werden alles daran setzen, das Geld möglichst schnell zurückzuzahlen.» Der Zins liege bei über 3 Prozent.
Die Swiss will laut Klühr ihre Angestellten möglichst behalten. Denn die Ausbildung der Leute dauere zum Teil Jahre. Derzeit herrsche ein Einstellungsstopp, was zu einem Stellenabbau führe. Eine Garantie, dass es zu keinen Entlassungen komme, könne er aber nicht geben. Wenn eine zweite Welle komme und die Erholung auf den Langstrecken ausbleibe, werde es sehr schwierig, sagte der Swiss-Chef.
Jeder Kunde wird sein Geld zurückbekommen
Erneut entschuldigte sich Klühr für die langen Rückzahlungsfristen für Tickets von abgesagten Flügen. Auch der Ärger der Kunden «ist absolut verständlich». Es habe einen Rückerstattungs-Tsunami gegeben, den man personell nicht habe bewältigen können.
In normalen Jahren habe die Swiss eine Annullierungsrate von 1 bis 2 Prozent. Darauf sei die Organisation der Airline ausgerichtet, sagte Klühr. Wegen Corona habe man aber 99 Prozent aller Flüge absagen müssen. Das seien Millionen von Rückerstattungsanträgen. Die habe man schlicht nicht fristgerecht bewältigen können. Wenn die Swiss sofort alle Rückerstattungsgesuche ausgezahlt hätte, hätte das zu Schwierigkeiten mit der Liquidität geführt.
Man habe jetzt die Organisation hochgefahren. Aber eine Rückerstattung innerhalb von sieben Tagen werde man nicht erreichen. Dennoch: «Es wird jeder Kunde sein Geld zurückbekommen», versicherte der Swiss-Chef. (awp/mc/pg)