Qualitativ hervorragende sinfonische Werke von Schweizern? Die gibt es. Die Zürcher Dirigentin und Musikwissenschaftlerin Lena-Lisa Wüstendörfer spürt diese vergessenen Schätze auf. Mit dem von ihr gegründeten Swiss Orchestra bringt sie am 3. Dezember ihre erste CD heraus. Darauf zu hören sind erstklassige und noch nie zuvor eingespielte Werke der Schweizer Komponisten Joseph Joachim Raff und August Walter. Die Schweizer Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis interpretiert die Gesangspartie.
Die Schweiz ist für vieles berühmt, aber kaum für ihre Sinfonik. Das Swiss Orchestra unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer ändert dies und haucht vergessenen Werken von Schweizer Komponisten neues Leben ein. Am 3. Dezember erscheint die erste CD des Klangkörpers mit zwei Weltersteinspielungen von Joseph Joachim Raff und August Walter. Beide Komponisten waren zu ihrer Zeit hochangesehen und werden nun einem breiten Publikum vorgestellt.
Joseph Joachim Raff (1822 Lachen – 1882), Traumkönig und sein Lieb op. 66 (1854)
Im Alter von 22 Jahren trat Joseph Joachim Raff in den Dialog mit Felix Mendelssohn und bat ihn, seine Werke zu begutachten. Mendelssohn war von den Kompositionen so angetan, dass er sie beim renommierten Verlag Breitkopf & Härtel empfahl, wo sie in der Folge erschienen. Später wurde Raff zum persönlichen Assistenten des ‹grossen› Franz Liszt und avancierte zeitweise gar zu einem der meistgespielten Komponisten im deutschen Sprachraum. Das romantische Orchesterlied «Der Traumkönig und sein Lieb» stellt eine wahre Trouvaille dar und ist auch kompositionsgeschichtlich von Bedeutung, handelt es sich doch um ein frühes Beispiel eines Liedes, das explizit für Gesang und Orchester geschrieben und nicht etwa nachträglich orchestriert wurde.
August Walter (1821–1896 Basel), Sinfonie Es-Dur op. 9 (1843)
Der gebürtige Deutsche August Walter kam als 25-Jähriger für ein Engagement als Dirigent nach Basel, und blieb. In den kommenden Jahren setzte er sich u.a. stark für die Professionalisierung des Konzertwesens und Öffnung des Repertoires bis hin zum damals noch wenig bekannten Barock ein. 1884 wurde er «in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiete der Tonkunst in ehrenvoller Weise» eingebürgert und offiziell zum Schweizer. Seine mit Anfang zwanzig in Wien komponierte Sinfonie in Es-Dur erlebte bereits bei ihrer Uraufführung durchschlagenden Erfolg und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich im deutschsprachigen Raum aufgeführt – verschwand seither aber aus den Konzertsälen. Grund genug dem Werk neues Leben einzuhauchen.
Rediscovering Swiss Romantic – «Schatzkammer Schweizer Sinfonik» from Swiss Orchestra on Vimeo.
Die CD «Schatzkammer Schweizer Sinfonik» erscheint am 3. Dezember beim Label Schweizer Fonogramm und ist auch digital über iTunes, Spotify oder Deezer erhältlich. Das dreisprachige CD-Booklet enthüllt neben der Entstehungsgeschichte der eingespielten Werke auch Faszinierendes aus dem Leben der beiden Komponisten. Die Werke sind im Rahmen der dritten Tour des Swiss Orchestra zwischen dem 27. August – 16. Oktober 2021 live zu hören. Die Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis begleitet die Tour als Solistin und singt die Solopartien. (Swiss Orchestra/mc/ps)
Weitere Informationen: https://swissorchestra.ch