Swiss will nach Rekordgewinn Pünktlichkeit höher schrauben
Kloten – Nachdem die Swiss die Krise definitiv hinter sich gelassen und das Jahr 2023 mit einem Rekordgewinn abgeschlossen hat, setzt sie den Fokus nun wieder vermehrt auf altbekannte Themen: Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit und das grüne Image zum Beispiel.
Es war die letzte Jahresbilanzmedienkonferenz für Dieter Vranckx als Swiss-Chef. Und zum krönenden Abschluss konnte er nochmals ein Traumresultat präsentieren: Einen Umsatz von 5,3 Milliarden (also gleich viel wie im Jahr vor der Pandemie) und einen rekordhohen Betriebsgewinn von 719 Millionen Franken. Wenn er also im Sommer seinen neuen Posten bei der Lufthansa antritt, hinterlässt er eine finanziell gesunde Airline – aber auch eine unpünktliche.
Das soll sich ändern: «Wir sind schon zwar sehr stabil, müssen aber noch besser werden in der Pünktlichkeit», sagte Vranckx auf der Bilanzmedienkonferenz in Kloten am Donnerstag. Stabilität bedeutet, dass die Swiss 98,4 Prozent der Flüge, die ein Vierteljahr vorher geplant waren, auch tatsächlich durchgeführt hat.
Bei der Pünktlichkeit hingegen erreichte die Swiss laut Vranckx nur 60 Prozent. Die Swiss-Flugzeuge hatten also in über einem Drittel der Fälle beim Abdocken mehr als 15 Minuten Verspätung.
Dank dem guten Betriebsergebnis und der völligen Schuldenfreiheit, die die Swiss laut Finanzchef Markus Binkert im ersten Quartal 2023 wieder erreicht hat, sei nun Grundlage da, um wieder in Bereiche wie die Pünktlichkeit zu investieren, führte Vranckx aus. «Bis 2027 werden wir bis zu 5 Milliarden Franken in Flotte, Kundenerlebnis, Mitarbeitende und Nachhaltigkeit investieren», sagte er.
Um die Pünktlichkeit zu verbessern, vergrössert sie unter anderem ihre Flotte. Unter anderem kauft die Swiss neue Flugzeuge, darunter Airbus A350 für die Langstrecke und A320Neo für die Kurzstrecke. Und sie stellt auch tausende neue Mitarbeitende ein, um damit Engpässe durch Personalmangel zu vermeiden: 3000 Piloten und Pilotinnen, Flugbegleiter und Mitarbeitende am Boden sollen in den Jahren 2023 und 2024 rekrutiert werden, hiess es.
«Zudem haben wir uns klare Ziele gesetzt, damit die Teams wissen, wo wir uns hinbewegen», so Vranckx. Ausserdem habe man gemeinsam mit den Partnern, dem Flughafen Zürich, dem Bodenabfertiger Swissport und der Flugsicherungsfirma Skyguide, Ziele definiert. Zusammen wolle man die Infrastruktur in Zürich besser machen.
Management-Wechsel laut Vranckx problemlos
Mit diesem Strauss an Massnahmen will Vranckx die Pünktlichkeit der Swiss auf 80 Prozent bringen. Ob sie aber auch wirklich fruchten, wird er bereits nicht mehr als CEO erleben. Er wechselt nämlich zur Lufthansa-Gruppe und übernimmt dort im Juli den Posten des Kommerzchefs.
Damit wird im Sommer das gesamte oberste Management der Swiss neu zusammengesetzt sein. Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour, der zur Lufthansa wechselte, wurde Anfang Jahr durch Heike Birlenbach ersetzt. Finanzchef Markus Binkert wird im Mai Chef der SV Group und dann durch Dennis Weber, der wiederum seinerseits von der Lufthansa kommt, ersetzt. Ausserdem wird der operative Leiter Oliver Buchhofer zum Geschäftsleitungsmitglied.
Vranckx betonte aber, dass dieser radikale Umbau der Geschäftsleitung kein Grund zur Sorge sei. «Wir haben eine Führungskultur, in der die Verantwortlichkeiten schon tief unten beginnen», sagte er. «Es wäre schlecht, wenn die Swiss dadurch in eine Krise geriete, und kein gutes Zeugnis für unsere Management-Kultur», so der CEO.
Keine Angaben zu CO2-Ausstoss
Im Bereich Nachhaltigkeit kündigte das Management zudem einen Vertrag mit der Zürcher Firma Climeworks an, die CO2 aus der Luft extrahiert und im Untergrund speichert. Zahlen dazu, wie viel CO2-Einsparungen sich die Swiss dadurch erhofft oder wie viel Geld sie in Climeworks investiert, nannten die Verantwortlichen allerdings nicht. (awp/mc/ps)