Zürich – Die Swiss hat wegen Personalmangels kürzlich die Streichung von Flügen angekündigt. Nun melden sich der Kommerz- und der Finanzchef des Unternehmens in den Medien zu Wort. Kommerzchef Tamur Gourdarzi Pour will weitere Annullationen verhindern. Doch auch wenn nun mit Hochdruck rekrutiert werden muss: Die Löhne des Kabinenpersonals werden laut Finanzchef Markus Binkert nicht erhöht.
Nach der Streichung von hunderten Flügen im Juli und August wegen Personalmangels will die Swiss um noch mehr Annullierungen herumkommen: «Wir sind nach Kräften bemüht, weitere Streichungen für den Sommer zu vermeiden», sagte Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour in einem am Donnerstag veröffentlichten Online-Interview mit dem «Blick».
Keine zusätzlichen Kosten für Passagiere
«Falls dies aufgrund der operationellen Herausforderungen nicht möglich sein sollte, werden wir alles dafür tun, unsere Fluggäste so früh wie möglich zu informieren und alternative Lösungen anzubieten», sagte Goudarzi Pour weiter. Auf die Frage, ob die Swiss die Mehrkosten bei teureren Umbuchungen übernehme, sagte er: «Wir können versichern, dass unseren Kunden bei einer unbeabsichtigten Änderung der Buchung und bei gleichem Reiseziel keine zusätzlichen Kosten für die Tickets entstehen.»
Bei Flugstreichungen biete die Swiss den Betroffenen Reisealternativen mit Flügen innerhalb der Lufthansa Group oder auch mit Fluggesellschaften der Star Alliance an. Das gelte auch für Leute, die bei Reisebüros gebucht hätten. Zudem bestehe die Möglichkeit, sich den Ticketpreis erstatten zu lassen, sagte der Manager.
Die Swiss hatte am Dienstag angekündigt, von den 18’500 geplanten Flügen im Juli und August 2 Prozent zu streichen. Das wären 370 Flüge. Davon seien knapp 10’000 Kunden betroffen.
Swiss entschuldigt sich
Über 80 Prozent der betroffenen Kunden habe die Swiss unmittelbar umbuchen können, sagte Goudarzi Pour: «Wir entschuldigen uns in aller Form bei den Fluggästen und Reiseagenten für die Fälle, wo dies nicht zeitnah möglich war, und suchen individuelle Lösungen. Wir sind stets bemüht, den Reisebüros konstruktive und zielgerichtete Lösungen anzubieten, die wenn immer möglich keine zusätzlichen Gebühren nach sich ziehen.»
Auf die Frage, wie lange es dauere, bis das Angebot der Swiss wieder mit der Nachfrage Schritt halten könne, sagte der Kommerzchef: «Wir gehen davon aus, bei Swiss innerhalb weniger Monate wieder auf den vorgesehenen stabilen Wachstumspfad zurückzukehren.»
Löhne auf Niveau vor der Pandemie
Bei der Suche nach neuem Kabinenpersonal setzt die Swiss zur Gewinnung weiterer Kräfte jedoch nicht auf Lohnerhöhungen. «Wir zahlen die Löhne, die wir allen anderen Mitarbeitenden in der Kabine auch zahlen, und zwar auf dem gleichen Niveau wie vor der Krise», erklärt Finanzchef Markus Binkert im Gespräch mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Freitag. Die Situation sei derzeit durchaus herausfordernd, es gebe aber viele Bewerbungen. «Zudem kehrt seit April die Hälfte der entlassenen Kabinenangestellten wieder zur Swiss zurück».
Bei den bestehenden Mitarbeitern hat sich die Fluggesellschaft derweil mit einer pensumbereingten Prämie von 1000 Franken «für den grossen Einsatz» bedankt. Eine weitere Sonderzahlung winkt bei einer «schwarzen Null» im laufenden Jahr. «Wir sind immer noch zuversichtlich, dass es uns gelingt», so Binkert. 2023 will die Swiss dann wieder profitabel und damit auch investitionsfähig sein.
Derweil kann auch die Swiss den hohen und extrem volatilen Kerosinpreisen nicht entgehen – auch wenn laut Binkert zwei Drittel des Bedarfs im laufenden Jahr preislich abgesichert sind. Fliegen werde teurer und die Swiss werde «nicht umhin kommen, dies auch an unsere Fluggäste weiterzugeben.» (awp/mc/pg)