Bern – Der Touring-Club der Schweiz (TCS) erwartet wegen der unterbrochenen San-Bernardino-Autobahn starke Auswirkungen auf der Gotthard-Route. Er empfiehlt Reisenden, möglichst nicht am Wochenende in den Süden zu fahren und eine Alternativroute zu prüfen. Der Kanton Uri strebt wegen dem zu erwartenden Zusatzverkehr am Gotthard interkantonale Lösungen an. Währenddessen befürchtet der Kanton Tessin eine vollständige «Verkehrslähmung».
Wenn jemand aus Zürich beispielsweise an die ligurische Küste in Italien wolle, biete sich die Lötschberg-Simplon-Achse an, sagte TCS-Mediensprecherin Vanessa Flack am Montag auf Anfrage. Wer beispielsweise aus dem Raum Chur in Richtung Region Lugano fahren wolle, habe als Ausweichmöglichkeit den Lukmanierpass. Auch die Bahn sei als Alternative zu prüfen, sagte Flack weiter.
Auf seiner Internetseite will der TCS demnächst eine eigene Rubrik für Ausweichmöglichkeiten zur A13-Route aufschalten. Eine solche gibt es schon für die Gotthard-Route. In dieser Rubrik informiert der Touring-Club über Sperrungen und Umfahrungsmöglichkeiten.
Solange die A13 bei Lostallo GR gesperrt sei, werde es auf den Alternativrouten durch oder über die Alpen sicher zu Mehrverkehr kommen, sagte am Montag auch Jérôme Jacky vom Bundesamt für Strassen (Astra). «Wir sind am Analysieren, mit welchen Massnahmen wir den Verkehr auf diesen anderen Routen so flüssig wie möglich halten können», so Jacky.
Schon jetzt weise das Astra auf grossen Anzeigetafeln entlang der Autobahnen die Verkehrsteilnehmer auf die gesperrte A 13 hin. In der Westschweiz werde die Route über den Simplonpass für die Fahrt nach Süden empfohlen.
Uri strebt interkantonale Lösungsansätze für Stauregulierung an
Auch der Kanton Uri rechnet in der bevorstehenden Ferienreisezeit mit erhöhtem Verkehrsaufkommen am Gotthard. Er strebt interkantonale Lösungsansätze an, um den Stau zu verringern und den Verkehrsfluss zu erhöhen. Dabei stünden die Siedlungsverträglichkeit und die Aufenthaltsqualität bei der Berücksichtigung im Vordergrund, teilte Gusti Planzer, Mediensprecher der Urner Kantonspolizei, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.
Im Fokus stehen laut Planzer die Hauptstrassen: Diese sollen, wenn immer möglich, durch Blaulichtfahrzeuge, durch den öffentlichen Verkehr, durch den innerkantonalen Verkehr und durch den touristischen Zielverkehr gut befahren werden können.
Die Kantonspolizei stehe im Zusammenhang mit der A13-Sperrung aktuell mit ganz vielen Partnerorganisationen in Kontakt, so Planzer. Ein ausgeprägter Austausch gebe es mit dem Bundesamt für Strassen (Astra), das für die Autobahn A2 zuständig sei. Aktuell laufe immer noch die Analysephase.
Weil der Kanton Uri in den vergangene Jahren immer öfters mit immer längeren Staus vor dem Gotthardstrassentunnel kämpfte, hatte er 2023 zusammen mit dem Astra ein Staumanagement-Projekt gestartet. Dieses hat zum Ziel, den Stau zu verringern und den Verkehrsfluss zu optimieren. Dabei ging es auch darum, den Ausweichverkehr auf der Kantonsstrasse gezielt zu reduzieren.
Mit diesen Massnahmen sei der Kanton grundsätzlich gut aufgestellt, hielt Planzer weiter fest. Klar sei, dass nebst dem Ferien-Reiseverkehr mit zusätzlichem Verkehr am Gotthard zu rechnen sei. Zum jetzigen Zeitpunkt könne dieser aber nicht quantifiziert werden.
Tessin warnt vor «Verkehrslähmung» wegen unterbrochener A13
Die teilweise zerstörte Autobahn A13 könnte zu Spitzenzeiten eine vollständige «Verkehrslähmung» auslösen, befürchtet der Direktor der Tessiner Industrie- und Handelskammer Luca Albertoni. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf den Tessiner Tourismus, sondern auf die gesamte Wirtschaft des Südkantons.
Bereits jetzt sei der Transit am Gotthard sowohl auf der Strasse als auch auf der Schiene «problematisch», sagte Albertoni auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Nun stelle das Fehlen einer zumindest teilweisen Alternative wie der A13 ein zusätzliches Problem dar.
Die Besorgnis sei deshalb «sehr gross», fuhr Albertoni fort. Nicht nur der Tessiner Tourismus, sondern auch die Industrie- und Handwerkssektoren seien stark mit dem Rest der Schweiz verbunden. (awp/mc/pg)