Basel – Kunst ist unendlich mehr wert als Euro, Dollar oder Pfund – Sie ist Inspiration für alle. Viele Top-Galerien, hippe Künstler und eine ganze Reihe der prominentesten Kunstsammler aus der ganzen Welt sind diese Woche wieder auf der Art Basel in der Schweiz. Die exklusive Kunstmesse wurde für die unheimlich Reichen geschaffen.
Für einige Menschen sind die Werke von van Gogh, Klimt, Picasso, Frida Kahlo, M.F. Hussein, Beuys, de Saint-Phalle und Basquiat viel wertvoller geworden als die meisten Investitionen in Aktienmärkte. Die Werke dieser Künstler sind zu einer Währung geworden, die in einem Lagerhaus oder in einem privaten Museum verborgen wird- ein offenes Geheimnis- und eine sichere Anlage darstellt, die durch Art Banking in Bargeld umgewandelt werden kann. Kunst ist und war schon immer eine Belohnung, ein Schatz und das ultimative Statussymbol für die Elite.
Kultur der elitären Kunstzentren
Kaiser, Päpste, Könige und Diktatoren haben alle versucht die besten Kunstwerke in ihre Paläste zu bringen. Viele dieser politischen Führer haben auch die Entstehung von Museen, Opernhäusern und Konzertsälen gefördert, in denen die Kunst nicht allen zur Verfügung stand, sondern nur ihren Anhängern. Ein Großteil der wohlhabenden Klasse hat versucht, die „Musen“ zu erobern und sie ihren Normen zu unterwerfen, sie gefangen zu nehmen. Sie schufen eine Kultur der elitären Kunstzentren, von denen nun viele durch Luxusmarken gesponsert werden und die wenig mit dem wahren Geist von van Gogh, Klimt, Picasso, Frida Kahlo, M.F. Hussein, Beuys, de Saint-Phalle, Basquiat oder von Michelangelo zu tun haben. Michelangelo schrieb in sein Tagebuch über seinen eigenen Kampf mit dem Stadtrat von Florenz und seinen Künstlerkollegen. Er wollte „David“, heutzutage eine der bekanntesten Skulpturen in der europäischen Geschichte, als Street Art platzieren um alle Bürger und besonders die Soldaten zu inspirieren. Seine Kühnheit und sein Interesse an allen Menschen würden ihn heute aus dem Kunstbetrieb ausschließen und mit ziemlicher Sicherheit wäre er in der Elitekultur in Basel nicht erwünscht.
Ausblendung der Herkunft der Künstler
Picasso glaubte fest daran, dass jedes Kind ein Künstler ist, und dass er selbst viele Jahrzehnte brauchte um endlich zu malen wie ein Kind. Van Gogh starb in dem Wunsch akzeptiert zu werden, wie er war. Er suchte seine Inspiration bei den Armen. Klimt kämpfte um Egon Schiele zu schützen, der als Sohn eines einfachen Eisenbahners mit Diskriminierung konfrontiert und für seine freimütigen Kunstwerke verhaftet wurde. Ernst Beyelers Vater arbeitete für die Schweizer Eisenbahn und seine Mutter am Zoll. Er stieg zum prominentesten Basler Kunstsammler auf und gründete das Beyeler-Museum. Heutzutage werden die meisten Kinder von Eisenbahnern und Zollbeamten in Basel nicht ins Beyeler-Museum eingeladen um die Jeff Koons Ausstellung zu sehen. Auf die gleiche Weise, wie viele der in Basel lebenden Kinder von der van Gogh Ausstellung im Kunstmuseum ausgeschlossen waren, da die Sponsoren es so wünschten. Natürlich, denn Herr Beyeler und van Gogh sind beide tot. Ihre Ursprünge werden angenehmerweise vergessen um das Luxus-Branding der Sponsoren zu schützen und den Museen die Exklusivität eines Country-Clubs zu verleihen, auch wenn die Museen wirklich den Bürgern gehören. Dieses Problem gilt nicht nur für Basel, es gilt für viele reiche Städte auf der ganzen Welt. Nur wenige werden an den kreativen Geist bescheidener Künstler denken oder sich an deren Eltern aus der arbeitenden Bevölkerung erinnern, wenn sie diese Woche mit Champagner anstoßen.
Wesentlich für die Entwicklung einer Gesellschaft
Warum an die Werktätigen, an die Bedürftigen oder die Hungrigen denken oder auch an jene, die nur hungrig nach Inspiration sind, wenn Elitismus doch gleichbedeutend mit Gleichgültigkeit ist? Kunst ist nicht dazu gedacht ein Reich für die Reichen zu sein. Sie sollte weder in Schubladen oder Keller gesteckt, von Rahmen erstickt oder gar zu einer neuen Art von Währung werden. Die Kunst hat einen inspirierenden und bildenden Wert der wesentlich für die Entwicklung einer Gesellschaft ist. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf arbeiten Institutionen wie der Europarat und die Europäischen Union mit Nachdruck daran den Zugang zu Kunst und Kultur zu demokratisieren. Zugang zu Kunst erscheint als etwas so Grundlegendes in demokratischen Gesellschaften, wo alle gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Bildung haben sollten. Leider jedoch muss dieser in vielen scheinbar demokratischen Ländern erst noch realisiert werden.
Demokratisierung des Zugangs zur Kunst und den Künstlern
Um diese eklatanten Ungerechtigkeiten anzugehen hat Fernando Morales-de la Cruz das ItiMa, Das wandernde Museum der Kunst, gegründet- ein «Museum des 21. Jahrhunderts». Es ist für Menschen aller sozialen und kulturellen Hintergründe bestimmt und hat sich zum Ziel gemacht den Zugang zu den Künsten zu demokratisieren. Eines von ItiMas Projekten ist die Living Art Collection. Sie befreit die Gemälde aus ihren Rahmen, nimmt sie von den Wänden und zeigt sie stattdessen auf menschlichen Körpern und lässt damit die Musen wieder frei. Kunst erwacht zum Leben auf einem lebendigen Wesen – das sich bewegt, atmet und durch die Strassen und Innenstädte läuft. Es ist frei zu tun, was Kunst am besten kann: zu inspirieren, herauszufordern, zu mobilisieren, zu befreien und zu bilden. Mit der Umwandlung des menschlichen Körpers in eine Leinwand verschiebt ItiMa Grenzen, fördert, schützt und verteidigt die Meinungsfreiheit und tritt für soziale Gleichheit und Vielfalt ein. ItiMa verändert die Art und Weise in der wir Kunst erleben und steigert deren lokale und globale Wirkungskraft.
Sei mutig, großzügig und engagier dich: MALE EINE BESSERE WELT! www.itima.org
Statt auf Leinwand auf nackter Haut: Die Aufmerksamkeit ist den Bildern gewiss (Englisch). Artikel bei der Huffington Post.
http://storify.com/Moneycabcom/the-itinerant-museum-of-art-kunst-von-der-leinwand