Städtische Gebiete weisen die höchste Wachstumsdynamik auf. (Foto: Zürich Tourismus, Bruno Macor)
Zürich – Wenig Schnee, ein starker Franken sowie globale wirtschaftliche und politische Unsicherheiten wirken sich dämpfend auf die Tourismusnachfrage in der Schweiz aus. Die Zahl der Übernachtungen sank in der Wintersaison entsprechend. Insbesondere die Auslandsnachfrage war schwach. Für die Sommersaison erwartet die KOF eine positivere Entwicklung. Das Wachstum der Logiernächte dürfte 1.4% betragen. Gemäss KOF setzt sich die Verschiebung vom Alpen- zum Städtetourismus fort.
Die ungünstigen Schneebedingungen und die Frankenstärke bescherten dem schweizerischen Tourismus eine schwache Wintersaison 2015/16. Die Zahl der Logiernächte sank um 1.6% gegenüber der Vorjahressaison. Insbesondere bei der ausländischen Nachfrage war ein beträchtlicher Rückgang zu verzeichnen. Erwartungsgemäss wurden weniger Übernachtungen aus dem Euroraum gezählt. Zudem haben sich Unsicherheiten über die weltwirtschaftliche Entwicklung und politische Unsicherheiten dämpfend auf die Nachfrage ausgewirkt. Die Übernachtungen ausländischer Besucher sanken um 3.7%. Bei der Anzahl Logiernächte der Inländer resultierte gemäss aktueller Schätzung ein leichtes Plus von 0.5% gegenüber der Vorjahressaison. Die Entwicklung blieb aber leicht hinter den Erwartungen zurück. Der lange ausbleibende Schnee führte insbesondere im Alpenraum zu einem Nachfrageeinbruch.
Prognose Sommersaison 2016: Aussichten hellen sich auf
Nach der schwierigen Wintersaison hellen sich die Aussichten für den Schweizer Tourismus allmählich auf. Das langsame Anziehen der Konjunktur in Europa, insbesondere die gute Konsumentwicklung, und der stabile Wechselkurs dürften wieder vereinzelt positive Impulse für den inländischen Tourismus setzen. Auch die Nachfrage aus dem Inland dürfte angesichts der besseren Inlandskonjunktur höher ausfallen als in der letzten Sommersaison. Für die Sommersaison rechnet die KOF mit einer Zunahme der inländischen Übernachtungszahlen von 1.3%. Die ausländischen Übernachtungszahlen dürften in diesem Sommer um 1.5% steigen.
Die städtischen Gebiete weisen nach wie vor die höchste Wachstumsdynamik auf. Dank steigender Beliebtheit von Städtereisen, der Verschiebung der Gästestruktur hin zu den Fernmärkten und einer stabilen Nachfrage nach Geschäftsreisen erwartet die KOF weiter steigende Übernachtungszahlen in den städtischen Gebieten. Auch für den Alpenraum werden im Sommer wieder leicht steigende Übernachtungszahlen erwartet.
Touristische Wertschöpfung tendiert seitwärts
Die Gesamtnachfrage im Tourismus, welche sich aus der Inlands- und Auslandsnachfrage zusammensetzt, entwickelt sich im laufenden Jahr mehrheitlich seitwärts. Auch bei der Bruttowertschöpfung prognostiziert die KOF eine Stagnation. Dies im Gegensatz zum Jahr 2015, als durch die abrupten Preisanpassungen im Zuge der Mindestkursaufhebung die Gesamteinnahmen sanken, während bei den Vorleistungen wenig Spielraum zu Einsparungen vorhanden war. Erst im nächsten Jahr dürfte sich die Gesamtnachfrage und somit die Ertragslage im Tourismus wieder nachhaltig verbessern. Gleichzeitig wird auch wieder ein leichtes Wachstum der Bruttowertschöpfung erwartet.
Spezialanalyse: Reiseverhalten der Inländer
Die touristische Nachfrage der Inländer bildet eine wichtige Basis für die schweizerische Tourismuswirtschaft. Praktisch alle Tagesreisen und rund 40% der Übernachtungsreisen der Schweizer Wohnbevölkerung finden im Inland statt. Das Wachstum der touristischen Nachfrage, welches über die Zunahme der Bevölkerung hinausgeht, scheint in den letzten Jahren jedoch vorwiegend im Ausland stattgefunden zu haben. Begünstigt wurde diese Entwicklung auch durch die hohe Kaufkraft des Schweizerfrankens. Im Inland haben die städtischen Gebiete auch bei der Inlandsnachfrage gegenüber dem Alpenraum und den restlichen Gebieten an Gewicht gewonnen. (KOF/mc/pg)