Valentin König, CEO der Aletsch Bahnen AG, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr König, sind Sie mit der Wintersaison 2018/19 zufrieden?
Valentin König: Ja, das Wintergeschäft 2018/19 der Aletsch Bahnen AG ist aus finanzieller Optik sehr zufriedenstellend verlaufen. Wir werden in etwa ein Umsatzplus von 5.5% im Vergleich zum Vorjahr ausweisen können. Gleichzeitig kann ich anfügen, dass mit dem vergangenen Winter 2018/19 aufgrund der Gesamtkonstellation (Schnee, Wetter, Feiertagskonstellation) sicherlich beste Werbung für die Zukunft erzielt werden konnte.
Dank dem Aletschgletscher und dem Aletschwald ist Ihre Destination auch ein touristisches Sommerziel. Wie viele geführte Gletschertouren werden denn in so einer Sommersaison unternommen?
Die Gletschertouren werden allermeistens durch die regional ansässigen Bergführer durchgeführt. Daher kann ich hier keine Detailangabe dazu abgeben, auch wenn diese Touren sehr beliebt sind. Es ist aber so, dass seitens der Aletsch Arena AG, der Marketing- und Verkaufsorganisation, das Angebot „Gletschertouren“ aktiv vermarktet und verkauft wird, da dieses Produkt mit Blick auf den Markenkernwert „das befreiendste Naturerlebnis der Alpen“ sehr stimmig ist.
Um Ihr Marketing-Ziel „Ganzjahresdestination“ zu erreichen haben Sie sicher einen Umsatzanteil definiert, oder?
Ja, wir haben in Bezug auf die Destinationsstrategie „Ganzjahresbetrieb“ seitens Aletsch Bahnen AG selbstverständlich Ertragsziele definiert. Als technische und betriebliche Voraussetzung dazu haben die Aletsch Bahnen AG diesen Mai zum zweiten Mal in Folge jeweils einen der View-Points auch in der Zwischensaison durchgehend geöffnet, so dass ab dem entsprechenden Standort der Grosse Aletschgletscher, unser USP, bewundert werden kann. Im Mai 2019 haben wir beispielsweise 140 Gruppen aus Asien zu diesem Zweck auf den Berg transportiert.
«In der Vergangenheit war im Sommer das Eggishorn immer der View-Point mit den meisten Gästefrequenzen.»
Valentin König, CEO der Aletsch Bahnen AG
Haben Sie eigentlich Zahlen, welcher der drei Panoramapunkte Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn am meisten frequentiert wird?
In der Vergangenheit war im Sommer das Eggishorn immer der View-Point mit den meisten Gästefrequenzen.
Das GA ins Aletschgebiet kostet über 1000 Franken, welche Verkaufsziele definieren Sie fürs Jahresabo?
Neben den definierten Ertragszielen für das Jahresabo standen vor allem auch Überlegungen betreffend Gäste-Convenience im Vordergrund. Die Jahreskarte unterstützt dabei die strategische Stossrichtung „Ganzjahresdestination“.
An je 5 Tagen gilt das Jahresticket als Skipass in den Partnerskigebieten San Domenico, 4 Vallées und Portes du Soleil sowie zusätzlich als 1-Tagesticket während der Sommersaison im Gebiet 4 Vallées. Ist das mehr als nur ein „Zückerli“?
Ja, dies ist mit Blick auf die entsprechenden Mehrwerte, welche der Gast kostenlos dazu erhält, mehr als ein Zückerli. Wenn wir die Tageskarte von 4 Vallées zu einem Preis von CHF 70.- hernehmen, sind dies allein Mehrwerte von CHF 350.-, welche man bei Aufenthalten in 4V einspart. Gleichzeitig ist diese Zusammenarbeit mit dem Unterwallis auch von strategischer Bedeutung und eine gegenseitige Bereicherung.
Wird das Jahresabo mehr von den Bettmeralp- und Riederalpbewohnern oder von Skifahrern genutzt?
Das Jahresabo wird selbstverständlich sowohl von unseren einheimischen und regionalen Gästen, aber auch von ausserkantonalen Gästen gekauft. Die ausserkantonalen Gäste, welche dieses Ticket kaufen, besitzen meistens auch eine Ferienwohnung in der Aletsch Arena.
Die Holzarchitektur auf dem Hochplateau sicherlich neben der Natur ein weiteres schönes Markenzeichen. Wird in den nächsten Jahren baulich noch etwas hinzukommen?
Die grosse bauliche Entwicklung der Plateaustationen ist sicherlich mehrheitlich abgeschlossen. Dabei spielt auch die Zweitwohnungsinitiative eine Rolle, so dass grundsätzlich nur mehr Erstwohnungen und bewirtschaftete Bauprojekte in Frage kommen. Es gibt auf der Laxeralp und auf der Riederalp Projekte für ein grösseres Resort. Dies sind mit Blick auf die Qualität und die Wertschöpfung wichtige und zukunftsfähige Vorhaben für die Weiterentwicklung der Aletsch Arena.
«Insgesamt erlaubt das Schneehöhensystem die Definition von Soll-Schneehöhen auf den einzelnen Pisten, wodurch Kosten und Energie bei der technischen Beschneiung eingespart werden können.»
Die Aletschbahnen besitzen auch ein Schneehöhenmanagement. Wie funktioniert das?
Mittels exakten Luftaufnahmen im Herbst wurde das gesamte Schneesportgebiet aufgenommen. Diese Aufnahmen bilden quasi die Nullmessung. Die Pistenfahrzeuge, welche im Winter die Präparation auf den Pisten vornehmen, sind mit GPS ausgerüstet. Die Differenz zwischen dem gemessenen GPS-Signal und der Nullmessung ergibt nun die Schneehöhe, welche sich unter dem Pistenfahrzeug befindet. Diese Angaben werden dem jeweiligen Pistengerätfahrer in Echtzeit grafisch auf einem Monitor in seiner Kabine angezeigt.
Und was bringt das?
Der Pistenfahrzeugführer weiss dadurch, wo wieviel Schnee auf der Piste liegt. Diese Informationen sind vor allem zum Winterbeginn mit wenig Schnee hilfreich. Das System dient aber auch dazu im Frühling der Ausaperung von kleinen Pistenabschnitten und Kuppen proaktiv vorzubeugen. Insgesamt erlaubt das Schneehöhensystem die Definition von Soll-Schneehöhen auf den einzelnen Pisten, wodurch Kosten und Energie bei der technischen Beschneiung eingespart werden können.
Auf das letzte Geschäftsjahr hin hatte die Bettmeralp Bahnen AG die Aletsch Riederalp Bahnen AG und die Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn AG durch Absorptionsfusion übernommen. Was war im Nachhinein die grösste Herausforderung?
Eine der grössten Herausforderung im Vorfeld der Fusion war sicherlich die Überzeugungsarbeit, welche geleistet werden musste, dass dieses Zusammengehen – ohne wirtschaftlichen Zwang notabene – für alle drei Stationen eine echte Win-Win-Situation bedeutet. Nach der erfolgten rechtlichen Fusion kann die operative Umsetzung der Fusion insgesamt als Herausforderung bezeichnet werden. Diese wichtigen und übergeordneten Aufgaben kommen neben dem Tagesgeschäft quasi on top dazu.
Seit zehn Jahren wird auf der Bettmeralp „Gilihüsine“ wiederbelebt– eine urtümliche Form des Hornussens. Sind Sie da auch dabei?
Gilihüsine ist eine uralte Bettmertradition, welche wieder belebt wurde. An diesem interessanten Event währen des Traditionsweekends treffen sich Gäste und Einheimische. Der Anlass ist immer auch eine ideale und spezielle Plattform für den gegenseitigen und geselligen Austausch. In den Anfangsjahren habe ich aktiv mitgespielt. In den letzten Jahren war ich jeweils als Zuschauer vor Ort.
Zum Gesprächspartner:
Nach den Studienjahren in Freiburg und Bern zog es Valentin König ins Schneesport-Business. Vor 15 Jahren war er für 3 Jahre Geschäftsführer bei der Schweizer Skischule in Engelberg. 2007 wurde er CEO der Aletsch Riederalp Bahnen und zog damit zurück zu seinen geliebten Walliser Heimatbergen. Bis heute hat er die Weiterentwicklung der Bergbahnen in der Aletsch Arena mitgestaltet, ab 2012 als CEO der Aletsch Bahnen Management AG und heute als CEO der fusionierten Aletsch Bahnen AG.