Solothurn – Vom 6. bis 8. Mai 2016 laden die Solothurner Literaturtage Literaturschaffende und Literaturbegeisterte zum Lesen, Hören und Debattieren ein. Die viersprachige Werkschau der Schweizer Literaturen bildet das Herzstück der dreitägigen Veranstaltung, die in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf den literarischen Nachwuchs legt. Neu sind die Textwerkstatt «Skriptor» und das Weiterbildungsangebot für Autorinnen und Autoren «Solothurner Forum». Poesiesalons, Übersetzungsateliers, Podiumsgespräche, Konzerte, Ausstellungen, Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Schulen runden das Programm ab.
Am Auffahrtswochenende wird Solothurn wieder zum Treffpunkt für die Literaturszene aus dem In- und Ausland. 80 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Autoren-Kollektive, Übersetzerinnen und Übersetzer, werden ihre Neuerscheinungen präsentieren. Den Auftakt geben am Freitagvormittag Catalin Dorian Florescu mit Auszügen aus dem Roman «Der Mann, der das Glück bringt» und Perikles Monioudis aus dem Roman «Frederick». Mit Spannung erwartet wird die Lesung aus dem Roman «Lügen von gestern und heute» von Ursula Fricker. Das Publikum kann sich zudem auf den aus Bosnien-Herzegowina stammenden, deutschsprachigen Autor Saša Stanišić freuen, der nach seinem Erfolgsroman «Vor dem Fest» (2014) in Solothurn seinen Erzählband «Fallensteller» als Schweizer Buchpremiere vorstellt.
Eingeladen sind weitere prominente Gäste aus dem Ausland, wie Tomas Espedal (NO), der mit «Wider die Kunst» seine autobiographische Trilogie abschliesst, und Nora Bossong (DE), der im Roman «36,9°» ein präzises und sinnliches Porträt des grossen Philosophen Antonio Gramsci gelungen ist. Es lesen u.a. auch Noëlle Châtelet (FR) aus «Suite à La Dernière Leçon», Judith Kuckart (DE) aus «Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück», Boualem Sansal (Algerien) aus «2084. La fin du monde» und Feridun Zaimoğlu (DE) aus «Siebentürmeviertel».
Gut vertreten sind Schreibgruppen und -kollektive mit Wu Ming aus Bologna (IT) mit dem Roman «54» und dem Erzählband «L’invisibile ovunque», den Gebirgspoeten mit ihrer neuen Produktion «Radio Alpin» oder den Machern des rätoromanischen e-Comics «Crestomat». In den Poesiesalons geben Lyrikerinnen und Lyriker wie Armin Senser («Liebesleben»), Monika Schnyder («Tethys») oder Jan Wagner aus Deutschland («Regentonnenvariationen») Einblicke in ihre Schreibverfahren. Zudem kann sich das Publikum am Samstagabend in der Stunde der kurzen Form von der Wirkungskraft literarischer Kurz- und Kürzestformen überzeugen.
In Übersetzungsateliers und im «Gläsernen Übersetzer» präsentieren Übersetzerinnen und Übersetzer ihre Arbeiten und diskutieren mit Autorinnen und Autoren und dem Publikum. Zu Gast sind u.a. Hinrich Schmidt-Henkel (DE) und Uli Wittmann (DE/FR), die beide u.a. Werke von Michel Houellebecq übersetzt haben, sowie Maja Pflug, die u.a. den Roman «Milò» von Alberto Nessi – dem Gewinner des Schweizer Grand Prix Literatur 2016 – ins Deutsche übertragen hat.
Dieses Jahr wird dem literarischen Nachwuchs eine besondere Plattform geboten. Acht Autorinnen und Autoren lesen aus ihren Erstlingswerken – u.a. Martin Bieri aus «Europa, Tektonik des Kapitals», Noëmi Lerch aus «Die Pürin», Laura Vogt aus «So einfach war es also zu gehen», die Genferin Anne Pitteloud aus «En plein vol» sowie die Tessiner Virginia Helbling aus «Dove nascono le madri» und Carlo Silini aus «Il ladro di ragazze». Die Gewinnerinnen des Schreibwettbewerbs der Solothurner Literaturtage «OpenNet» – Sarah Frund Payot und Maya Olah – präsentieren zudem ihre Kurzgeschichten.
Zum ersten Mal findet die Textwerkstatt «Skriptor» statt, in der NachwuchsautorInnen mit etablierten Autorinnen und Autoren wie Lukas Bärfuss, Michael Fehr und Ruth Schweikert unveröffentlichte Texte besprechen. Ausgehend von der gegenseitigen Lektüre begegnen sich bei «Autoren im Dialog» jeweils zwei Autorinnen oder Autoren im öffentlichen Gespräch. Dieses Jahr debattieren Sacha Batthyany («Und was hat das mit mir zu tun») mit Charles Lewinsky («Andersen») sowie Adolf Muschg («Die japanische Tasche») und der deutsch-türkische Autor Feridun Zaimoğlu. In einem dritten Gespräch diskutieren auf Französisch und Italienisch Noëlle Châtelet (FR) und Virginia Helbling. (mc/pg)