Vogue provoziert mit Fotostrecke zu Hurrikan Sandy

Vogue provoziert mit Fotostrecke zu Hurrikan Sandy

Originell oder geschmacklos? Auszug aus der «Vogue»-Bilderstrecke. (Bild: Vogue)

New York/Pfäffikon – Das US-amerikanische Hochglanz-Magazin Vogue hat mit seiner jüngst veröffentlichten Bilderstrecke für einen handfesten Eklat gesorgt. In seiner aktuellen Januar-Ausgabe hat das Magazin Fotos veröffentlicht, auf denen schlanke Models inmitten der Rettungs- und Aufräumarbeiten zu Hurrikan Sandy posieren. In der Öffentlichkeit stossen diese Bilder auf wenig Gegenliebe. Sie seien «geschmacklos», «unangebracht» und «unvorteilhaft für alle Beteiligten» hört man aus dem amerikanischen Blätterwald. Vor allem direkt von der Sturmkatastrophe Betroffene könnten die Aufnahmen als besonders provozierend empfinden.

Star-Fotografin mit Idee
Ganz anders sieht das Markenexperte Thomas Otte im Gespräch mit pressetext. «Das Setting ist originell und einzigartig. Mit dieser Kreativleistung versteht es Vogue den szenischen Zusammenhang der Bilder für sich zu nutzen.» Den Kulturkritikern kann er nur wenig abgewinnen.

Ob nun aufreizende Schönheiten in langen weissen Gewändern beim Einsatz der Küstenwache, Models, die bei der Beladung von Jeeps im Weg stehen oder rote Roben, die mit Feuerwehrleuten durch Pfützen wandern: Eines ist klar, die Provokation ist berechnend. Geschossen hat die Fotos Annie Leibovitz. Sie zählt zu den anerkanntesten Fotografen der Welt. Angefangen von Mick Jagger über die britische Königin bis zu Barack Obama hatte sie beinahe jeden Star des öffentlichen Lebens schon vor der Linse.

«Stille Helden» im Rampenlicht
Die Vogue ist bekannt für provokante Fotostrecken. 2007 etwa sorgte die italienische Ausgabe des Magazins für Aufsehen als sie Soldaten im Irak mit Pseudo-Prosituierten ablichtete. Auch Bilder von Kindern mit Make-up brachten es in die Schlagzeilen. Dass Fotografin Leibovitz nun allerdings die Schäden des verheerenden Sturms und die dringend benötigten Katastrophenhelfer als Modekulisse benutzt, stösst sogar so manchem ihrer Anhänger sauer auf. Sie habe «den Bogen überspannt», so der Tenor.

Otte hingegen bezeichnet die Fotoserie als «Lucky Punch» für beide Seiten und betont die Anerkennung und Ehre, die den Helfern dadurch zuteilwerden. «Die namenlosen Helfer verrichten Schwerstarbeit. Mit dieser Veröffentlichung bekommen sie Gesichter», so der Markenexperte, der die moralische Bedeutung dieser Fotos für die «stillen Helden» unterstreicht. (pte/mc/ps)

 

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