Vom Dialog des Handwerks mit den Optionen des Virtuellen
Céline Odermatt, Uf Dialäkt schriibe, Bachelor Graphic Design. (Foto: Hochschule Luzern)
Luzern – Die Hochschule Luzern – Design & Kunst lanciert den Begriff «Postdigitale Materialität» und umkreist ihn in der Publikation «No. 3», die Ende März in der Reihe «Die Nummern» erscheint. Der Fragestellung nach dem Postdigitalen, dem Umgang mit den Materialien und der gelebten Verbindung der beiden in Kunst und Design wird aus unterschiedlichsten Perspektiven und in inhaltlich und methodisch breiter Auseinandersetzung nachgegangen.
Unter Postdigitaler Materialität ist die Wechselwirkung zwischen heutigen Lebenstechnologien und den Erfahrungen mit dem Material gemeint. Es geht also um einen Prozess, um ein Lebensgefühl auch, das generationenspezifisch unterschiedlich gelebt wird. Längst ist das Digitale in Kunst und Design etabliert, doch gerade dort gibt es Felder, die trotz technologischer Hochentwicklung nicht von der Hand zu trennen sind. «No. 3 – Postdigitale Materialität» schaut auf die Verbindung zwischen diesen weiten Feldern, analysiert die bereits entstandenen Tendenzen und stellt nicht zuletzt auch die Frage nach den menschlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen: etwa dann, wenn von der sinnlichen Grundausrichtung des Menschen die Rede ist oder da, wo die Fixierung eines eingeschränkten Blickwinkels auf den Bildschirm kritisiert wird.
Reflektiertes Arbeiten wird gefördert
Die Ausbildung an der ältesten Gestaltungsschule der deutschsprachigen Schweiz wurzelt in der Tradition der Kunstgewerbeschulen des 19. Jahrhunderts. Die Hochschule Luzern – Design & Kunst gilt als ein Ort des Machens, des Realisierens und des Materialisierens. Direktorin Gabriela Christen, die die Diskussion um die «Postdigitale Materialität» ins Leben rief, erklärt: «Unser Ziel ist es, Wahrnehmungen und neuen Sensibilitäten zu bündeln. Design und Kunst haben im Zeitalter der smarten Technologien und gläsernen Interfaces auch die Aufgabe, die Welt der Materialien, des Handwerks und der sinnlichen Wahrnehmung lebendig zu halten, ohne jedoch sich der digitalen Welt zu verweigern.» Dazu bietet die Hochschule Luzern – Design & Kunst den Studierenden eine grosse Anzahl von Werkstätten, die vom Analogen ins Digitale reichen. «Wir sind überzeugt davon, dass wer als Gestalter oder Künstlerin heute erfolgreich sein will, die neuen virtuellen und die «alten» sinnlichen Welten kennen muss», so Gabriela Christen. Indem sich Gestalterinnen und Gestalter mit Materialeigenschaften und Produktionskenntnissen beschäftigen, erwerben sie ein Wissen und Können, das sie zu gesamtheitlichem Denken und reflektiertem Arbeiten befähigt.
Vielfältige Zugriffe auf das Themenfeld
Die Publikation «Postdigitale Materialität – Vom Dialog des Handwerks mit den Optionen des Virtuellen» der Hochschule Luzern – Design & Kunst widmet sich dem Thema in vier Kapiteln, die unterschiedliche Perspektiven aufzeigen und sich inhaltlich und methodisch mit der aktuellen Entwicklung auseinandersetzen. Das erste Kapitel «Zwei Prinzipien im Dialog» geht dem Analogen und dem Digitalen in Kunst, Kultur und Geschichte auf den Grund. Die Kapitel zwei bis vier widmen sich Fragen des Gestaltens in den Bereichen «Visualisieren», «Materialisieren» und «Zeichnen». Erklärt wird beispielsweise, warum die Auseinandersetzung mit Pigmenten für das Verständnis von Farben so wichtig ist. Ein weiterer Beitrag befasst sich mit der Geschichte des Schreibens. Eine Buchgestalterin, ein Künstler, ein Illustrator und ein Designer reflektieren die Wechselwirkungen und Paradoxien zwischen analogem und digitalem Gestalten.
An einer Reihe von Forschungsprojekten des Kompetenzzentrums Products & Textiles wird zudem verdeutlicht, dass zwischen der Materialisierung der Stoffe im Analogen und den digitalen Praktiken viel Innovationskraft für die Textilproduktion steckt. Ein ganzes Kapitel ist der Zeichnung gewidmet, die nicht nur in der Zentralschweiz auf eine lange Tradition zurückblickt, sondern in der gesamten Kunstwelt ein Revival erlebt: Als Technik des Entwurfs, des manuellen Visualisierens von Ideen, ist sie im Zeitalter des Postdigitalen auch zu einem Symbol für eine neue Verbindung von Materiellem und Virtuellem und damit der sinnlichen Kommunikation von Körper und Geist geworden.
Präsentiert wird die Publikation am Donnerstag, 27. März 2014, um 18.00 Uhr, an der Baselstrasse 61B, Hochschule Luzern – Design & Kunst. (Hochschule Luzern/mc/ps)
Informationen zur Publikation
No. 3 – Postdigitale Materialität Vom Dialog des Handwerks mit den Optionen des Virtuellen
Herausgegeben von Gabriela Christen Hochschule Luzern – Design & Kunst 64 Seiten, CHF 15.- / € 12.- erhältlich ab April 2014
1. Auflage 3’000 Exemplare
Mit Beiträgen von Experten/-innen der Hochschule Luzern – Design und Kunst und Gastautoren/-innen: Françoise Adler, Gabriela Christen, Janine Häberle, Julie Harboe, Silvia Henke, Eduard Kaeser, Thomas Maniura, Tina Moor, Isabel Rosa Müggler, Alexis Schwarzenbach, Susanna Stammbach, Axel Vogelsang, Anita Wanner, Andrea Weber Marin. Zudem Gespräche von Beat Schläpfer mit Frédéric Dedelley, Stefan Gritsch und Pierre Thomé.
Illustriert ist die Publikation mit Arbeiten von Studierenden und Dozierenden der Hochschule Luzern – Design & Kunst.
Vernissage: Donnerstag, 27. März, 18.00 Uhr, Hochschule Luzern – Design & Kunst, Baselstrasse 61B, Luzern. Gleichzeitig werden die englischen Versionen der Publikationsreihe präsentiert: «No. 1 – urban.art.marks» und «No. 2 – Destination Culture»
Web: www.hslu.ch/dk-publikationen