Vom ungläubigen Kopfschütteln bis zur hellen Begeisterung: Ein Expeditionsmobil lässt keinen kalt

Mit diesem Artikel starten wir eine Serie mit offenem Ausgang zum Thema Expeditionsmobil. Wie viele andere ist auch dies eine Geschichte einer Jahrzehnte dauernden Evolution: Von der Fahrt nach Spanien im Kleinwagen, zur Erkundung des südlichen und östlichen Europas mit einem Fiat Ducato, bis zum Projekt eines Expeditionsmobil auf Basis eines ehemaligen Steyr Feuerwehrautos.

Von Helmuth Fuchs

In den letzten vier Jahren haben wir Frankreich, Italien (inklusive Sizilien und Sardinien), Spanien, Kroatien, Tschechien, Österreich und Slowenien teils intensiv und mehrfach bereist und für uns entdeckt. Zuerst noch mit Campingplätzen als Basisstationen, dann immer mehr frei stehend dort, wo die Natur am beeindruckendsten, die Sonnenuntergänge am unvergesslichsten und die Menschen am tolerantesten waren.

Reisen ist jedoch ein heimtückischer Virus, er erweckt die Sehnsucht nach noch Ursprünglicherem, noch Reinerem, noch Verborgenerem. Das findet sich nicht auf ausgetreten Wegen, viel befahrenen Strassen oder auf prächtigen Kreuzfahrtschiffen. Es lockt in abgelegenen Tälern, auf einsamen Bergrücken, in versteckten Buchten. Überall dort, wo der Weg alleine schon eine Herausforderung, ein Wegweiser höchsten eine Empfehlung und plötzlicher Gegenverkehr so häufig wie eine Einhornsichtung ist. Orte, die wir manchmal per Zufall mit dem Mountainbike für uns entdeckten, die uns aber mit dem Ducato mangels Allrad, Bodenfreiheit und Robustheit verschlossen blieben.

Möglichst frei von Tanksäulen, Wasserfüllstationen und Steckdosen
Zudem locken Länder in allen Himmelsrichtungen, bei deren Erkundung Unabhängigkeit von Tanksäulen, Wasserfüllstationen und Steckdosen definieren, wie weit die Entdeckerlust gestillt werden kann. Man kann zwar dank Google Earth und Street View digital in die entlegensten Winkel reisen, doch ersetzt dies nicht die tiefe Befriedigung einer echten “Erfahrung”.

Deshalb haben wir uns vor etwa einem Jahr nach Monaten der Informationsbeschaffung, der Abwägung, Verwerfung, Neubeurteilung (dazu mehr in einem späteren Beitrag) dazu entschlossen, ein Expeditionsmobil auf Lastwagenbasis bauen zu lassen. Bei vorhandenem Talent, genügend Zeit und einer grossen Garage kann man das auch selbst machen (und spart sehr viel Geld), da wir aber über keine dieser Voraussetzungen verfügen, entschlossen wir uns, die Planung zwar selbst zu machen, dann aber einen versierten Hersteller zu suchen.   

«Le hasard favorise les esprits préparés” / “Der Zufall begünstigt den vorbereiteten Geist” (Louis Pasteur)

Wie so oft, wenn eine Entscheidung gefallen ist, eröffnen sich plötzlich zuvor ungeahnte Optionen zur Umsetzung einer Idee. In der Diskussion mit einem der möglichen Hersteller, erwähnte dieser jemanden in der Schweiz, der sehr gut erhaltene Feuerwehrfahrzeuge kaufe, von allem unnötigen Ballast befreie und als Basisfahrzeuge für Expeditionsmobile verkaufe. Sein Name: Benno Meixner. Ein Anruf, zahlreiche Mails und zwei Besuche bei Benno Meixner im bündnerischen Zizers später waren wir stolze Besitzer eines Steyr 10S21 aus dem Jahre 1991 mit einem Euro 1 Motor (wird später noch wichtig sein), 215 PS, 40’000 Kilometer Laufleistung, 2.30 Meter breit, einem Radstand von 3.50 Metern und allgemein in einem hervorragenden Zustand. Als ehemaliges Feuerwehrauto wurde der Steyr gut gepflegt, wenig gefahren und stand immer in trockenen Garagen, also insgesamt ein ziemlich verwöhntes Weichei. Genau das, was wir gesucht haben.

 

Und hier der für uns wunderbare Klang des 6-Zylinder Diesel Motors mit 6.6 Liter Hubraum:

“Partir, c’est mourir un peu” / “Zu gehen bedeutet, ein wenig zu sterben” (Edmond Haraucourt)

Die Trennung vom Fiat Ducato fällt uns nicht leicht. Er war das für uns optimale Fahrzeug für unsere bisherigen Reisen. Was wir aber abseits der befestigten Strassen vorhaben, wollen wir ihm nicht zumuten. Deshalb haben wir ihn auf eBay ausgeschrieben. Falls sich jemand für ein perfektes Wohnmobil für zwei Personen (Fixbett, Dusche, Küche, Arbeitsbereich, Solaranlage, zweite Batterie…), massgeschneidert mit besten Materialien vom Spezialisten Kaiser, interessiert, findet hier alle Informationen…


Die Wahl des weltbesten Expeditionsmobils: Der Kampf um das richtige Gewicht

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