Smartphones und der Kapitalismus, heisst es, haben die Langeweile getötet. Niemand macht mehr Pause. Das hat Folgen. Plädoyer für einen Bewusstseinszustand, der uns von den Tieren und der künstlichen Intelligenz unterscheidet.
Wir schaffen es immer weniger, nichts zu tun. Ehe wir ans Meer fliegen, zerbrechen wir uns den Kopf über unseren CO2-Ausstoß. Am Strand legen wir uns nicht einfach hin, sondern markieren mit Strandmuscheln und ähnlichem Unsinn Territorien.
Statt eine einzige Postkarte zu verschicken, die erst nach uns ankommt, pumpen wir täglich Updates in den sozialen Äther, für die wir uns auf Fotomotivsafaris begeben müssen. Und schon wieder haben wir die Gelegenheit verpasst, uns endlich einmal zu langweilen.
Dass die Langeweile aus dem modernen Leben verschwindet, ist ein Befund, der seit geraumer Zeit von Daseinsdenkern in Anthologien und bei interdisziplinären Konferenzen erhoben wird, manche befürchten sogar, dass junge Menschen überhaupt nicht mehr wissen, was ihre Eltern meinen, wenn sie von Langeweile sprechen, vom Ennui sich wie Sirupfäden ziehender Tage, an denen man nichts anderes tun kann, als auf ihr Vergehen zu warten.