Was Western-Filme von Argentinien bis Australien verbindet

Was Western-Filme von Argentinien bis Australien verbindet

Western global: Der Outlaw als Gemeinsamkeit.

Mainz – Der US-amerikanische Western hat durch seine weltweite Verbreitung das Filmschaffen in zahlreichen Ländern beeinflusst. Als bekanntestes Beispiel gilt der Italo-Western. Wie in der Literatur des 19. Jahrhunderts gab es aber auch im Medium Film schon früh Imaginationen vom Wilden Westen jenseits der USA. So entstanden bereits im Jahr 1909 in Frankreich sogenannte Camargue-Western.

In Australien und Lateinamerika sind nationalspezifische Spielarten des Western zu erkennen, weil die Historie der Länder Ähnlichkeiten mit der Nordamerikas aufweist. An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat Dr. Thomas Klein in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt untersucht, wie der US-Western in den nationalen Kinos weltweit seine Spuren hinterlassen hat und welche westerntypischen Elemente und Merkmale grenzüberschreitend zu finden sind.

Der Outlaw als Gemeinsamkeit
„Eine wichtige Schnittstelle unter den einzelnen Western-Formen stellt sicherlich die Hauptfigur der Erzählung dar“, erklärt Klein, Filmwissenschaftler und Mitarbeiter am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der JGU. Ob Ned Kelly in Australien, die Cangaceiros in Brasilien oder Gauchos in Argentinien: Der Protagonist des jeweiligen nationalen Western-Genres ist oft ein Outlaw. Auch indische Kinofilme mit Western-Elementen setzen die Outlaw-Figur in den Mittelpunkt, wie nicht zuletzt in „Bandit Queen“ zu sehen ist.

„Die Outlaw-Figur soll zur Identitätsbildung beitragen und muss daher positiv besetzt sein, weshalb wir im lateinamerikanischen Kino oder im australischen Bushranger-Film und teilweise in japanischen Schwertkampffilm einen Sozialbanditen als Helden vorfinden“, erläutert Klein.

Forschungs-Lücke geschlossen
Die Ausprägung des Western in verschiedenen Kulturen weltweit war bislang weitestgehend unerforscht. Mit dem Forschungsprojekt „Western global – Interkulturelle Transformationen des amerikanischen Genres par excellence“ wurde hier eine Lücke geschlossen. Wie sich zeigt, sind in allen untersuchten nationalen Kinematographien ganz spezifische Ausprägungen von Western-Stereotypen zu finden, die Klein zufolge als Elemente einer mythisch fundierten nationalen Identität dienen. (Johannes Gutenberg-Universität Mainz/mc/pg)

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