Reisen (Bildrechte: Flickr travel fdecomite CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten)
Berlin – Das Reiseverhalten der Deutschen ändert sich gerade: Beliebte Urlaubsziele werden von weniger Gästen angesteuert, die grossen Reiseveranstalter verlieren Kunden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein kurzer Überblick über die aktuellen Trends.
Ein Thema, das zurzeit viele Reisende verunsichert, ist die Terrorgefahr an traditionell beliebten Urlaubszielen. Das betrifft besonders auf die Türkei zu: Im Juni 2016 verzeichnete das Land aufgrund der Häufung von Anschlägen, die teilweise auf Touristen abzielten, 41 % weniger Besucher als im Vorjahr. Der Putschversuch im Juli und der immer noch bestehende Ausnahmezustand setzen der Tourismusbranche, die ein wesentlicher Pfeiler der türkischen Wirtschaft ist, zusätzlich zu. Das merken vor allem die grossen Reiseveranstalter, über die die meisten Urlaube in der Türkei gebucht werden – der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft beklagte Ende 2016 spürbare Umsatzeinbrüche.
Von Umsatzeinbussen ist jedoch nicht nur die Tourismusbranche in der Türkei betroffen, sondern auch nordafrikanische Länder wie Ägypten und Tunesien. Das Auswärtige Amt gab bereits vor einiger Zeit eine Teilreisewarnung für das vielbesuchte Land der Pyramiden heraus, auch für Tunesien wird auf ein erhöhtes Risiko von Terroranschlägen hingewiesen. Neben diesen Faktoren spielt für die zurückgehenden Reisebuchungen aber noch ein anderer, langfristigerer Trend eine Rolle.
Individualität ist Trumpf
Denn die Türkei, Ägypten und Tunesien sind – wie das mittlerweile völlig überlaufene Mallorca – klassische Ziele für Pauschaltouristen. Doch Pauschalreisen werden vor allem bei jungen Menschen immer unbeliebter. Urlaub von der Stange ist nicht mehr «in», zu gewöhnlich, zu wenig individuell ist er. Junge Erwachsene legen wieder mehr Abenteuerlust an den Tag, sie wollen sich nicht nur entspannen, sondern auch etwas erleben – und natürlich davon auf diversen sozialen Netzwerken berichten. Dafür eignen sich selbst organisierte Reisen naturgemäß besser als ein All-Inclusive-Pauschalurlaub am Hotelpool.
Anstatt das Angebot eines grossen Reiseveranstalters zu buchen, planen viele ihren Urlaub deshalb lieber selbst. Sie recherchieren dafür nach landestypischen oder extravaganten Unterkünften auf Plattformen wie Airbnb, lassen sich auf das Abenteuer Couchsurfing ein oder mieten bei Campanda ein Wohnmobil für einen Roadtrip, um Land, Leute und Kultur kennenzulernen. Die grossen Reiseunternehmen sind daher gefordert, verstärkt Angebote für die junge Generation zu entwickeln – schliesslich sind sie eine kaufstarke Klientel. (CP/mc/hfu)