Chur – Die Schweizer Tourismusbranche ist just zum Start der Wintersaison mit veränderten Covid-Restriktionen konfrontiert. Die Höhere Fachschule für Tourismus (HFT) Graubünden zeigt die Bedeutung dieser Entwicklung für den Schweizer Tourismus auf. Sie ist trotz allem vorsichtig optimistisch und sieht die Krise längerfristig gar als Chance für die Branche.
Zeitweilig täglich ändernde Quarantäne-Regelungen, Ausweitungen von Zertifikats- und Maskenpflicht, alles ausgelöst durch neue, besorgniserregende Mutationen des CoronaVirus. Just auf den Start der Wintersaison 2021/2022 hin sah sich die Branche wieder mit Stornierungen, Absagen und Mehraufwand konfrontiert. Auch am Freitag getroffenen Entscheide des Bundesrates haben erneute Auswirkungen auf den Schweizer Tourismus. Trotzdem sieht Ursula Oehy Bubel, Rektorin der HFT Graubünden in Samedan, auch Hoffnungsschimmer: «Überall da, wo Gäste eine Quarantäne einhalten müssen, bricht die touristische Nachfrage nahezu komplett ein. Durch das neu strengere Testregime könnte diese Entwicklung aufgefangen werden. Zudem sind die Schweizer Tourismusanbieter in der glücklichen Lage, dass die Einheimischen die grösste Gästegruppe im Land ausmachen. Wir machen gerne Ferien im eigenen Land», erklärt sie.
Dies bestätigen aktuelle Zahlen. 22,5 Mio. Logiernächte gab es laut Bundesamt für Statistik zwischen Januar und September 2021 in der Schweiz. Das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Über 16 Mio. davon wurden von inländischen Gästen gebucht. Und Umfragen zeigen: Fast 30 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer planen die bevorstehenden Winterferien ohnehin im Inland.
Der Nachholbedarf wird noch grösser
Nun gilt es sowohl für Anbieter als auch für Nachfrager flexibel zu sein. «Die Pandemie hat uns gelehrt, in Szenarien zu denken. Das gilt auch für die bevorstehende Wintersaison, für die es diverse solcher Szenarien gibt», sagt Ursula Oehy Bubel. Dass der bestehende Trend zum Bedürfnis nach Erholung und bewusster Zeit mit den Liebsten wieder umkehrt, ist allerdings unwahrscheinlich. Im Gegenteil, er wird sich noch verstärken. Und der Nachholbedarf wird in der kommenden Zeit noch grösser sein, als er es schon heute ist.
So sieht Ursula Oehy Bubel in der Pandemie denn für die Zukunft gar eine Chance für den Tourismus. «Eine Krise beschleunigt den Strukturwandel und fördert ein konsequentes Fokussieren auf Möglichkeiten. Ist ein Tourismusanbieter in der Lage, die Bedürfnisse der Gäste zu verstehen und auf sie einzugehen, kann er eine viel grössere Bindung erzeugen, als es vorhin möglich war», erklärt die Touristik-Fachfrau. Das heisst, die Branchen-Dienstleister hatten kaum je zuvor eine so grosse Chance, sich zu profilieren, als jetzt.
Spannende Karrieren sind gerade jetzt möglich
Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass in kaum einer anderen Branche als dem Tourismus Flexibilität einen so immens hohen Stellenwert hat. «Bereits vor Corona war man immer wieder neuen Impulsen ausgesetzt – man denke an Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen oder auch Konkurse von Tourismusunternehmen», so HFT-Graubünden-Rektorin Oehy Bubel. In diesem Sinne setzt denn die Ausbildung an der HFT Graubünden nebst tourismusspezifischen Themen auf relevante Kompetenzen des heutigen Wirtschaftslebens wie Projekt-, Event- und Selbstmanagement sowie Marketing und PR. Die Abgängerinnen und Abgänger «landen» nach ihrem Abschluss öfter auch in anderen Branchen als dem Tourismus und bringen auch dafür die perfekten Voraussetzungen mit. «Qualitäten wie Flexibilität und vernetztes Denken ermöglichen gerade jetzt spannende Karrieren in den unterschiedlichsten Bereichen», sagt Ursula Oehy Bubel.
Die Nachfrage nach den HFT-Abgängerinnen und -Abgängern der diesjährigen Abschlussklasse sei riesig gewesen. «Unsere Studierenden haben eine Anschlusslösung gefunden», so Oehy Bubel. «Die eingeschlagenen Wege sind sehr vielfältig und nicht nur zur absolvierten Ausbildung passend, sondern vor allem auch zu den individuellen Wünschen, Vorstellungen und Praxis-Erfahrungen vor oder während der Ausbildung.» (mc/pg)