Schweiz Tourismus erwartet sanften Aufschwung
Zürich – Die Marketingorganisation der Schweizer Tourismusbranche Schweiz Tourismus zeigt sich optimistisch. 2017 soll es wieder aufwärts gehen, lautet ihre Prognose. Die Branche habe den Frankenschock verdaut.
Schweiz Tourismus begründet dabei ihren Optimismus mit den Entwicklungen im letzten Jahr. Zwar ist insgesamt die Zahl der Hotelübernachtungen weiter geschrumpft. Bei zwei wichtigen Gästegruppen gab es jedoch eine Trendwende. So kamen im letzten Sommer wieder deutlich mehr niederländische Touristen in die Schweiz und im Herbst hat sich auch die Zahl der deutschen Feriengäste stabilisiert. «Wir gehen davon aus, dass der Boden erreicht ist», sagte dazu Jürg Schmid, der Direktor von Schweiz Tourismus an der Jahresmedienkonferenz am Dienstag in Zürich. Vorausgesetzt die Rahmenbedingen veränderten sich nicht negativ, soll die Branche wieder wachsen. «Sanft wachsen», betonte Schmid.
Die Betonung kommt nicht von ungefähr. Schweiz Tourismus geht nämlich davon aus, dass der Franken langfristig stark bleiben wird. Die Branche müsse sich entsprechend anpassen, sagte Schmid. Sie solle sich auf Gäste konzentrieren, die bereit seien die höheren Schweizer Preise zu bezahlen.
Einkommensstarke Gäste im Visier
Schweiz Tourismus will darum in Zukunft in Europa verstärkt diejenigen Gäste ansprechen, die sich die Schweiz leisten können. Das sind unter anderem Touristen aus Skandinavien. Im preissensiblen deutschen und niederländischen Markt, in dem die Schweiz in den letzten Jahren wegen der Frankenstärke markante Rückgänge verzeichnen musste, hat sich Schweiz Tourismus zum Ziel gesetzt die Marktpräsenz zu halten. Gemäss Schmid ist es nicht möglich, die verlorenen Marktanteile zurückzuholen. Das wäre nur mit deutlichen aber auch ruinösen Preissenkungen möglich, sagte Schmid.
Beim erwartet sanften Wachstum im europäischen Markt gibt es jedoch eine gewichtige Ausnahme. Wegen des Brexit erwartet Schweiz Tourismus einen Rückgang britischer Feriengäste um 5 bis 10%.
Weniger chinesische Touristen
In den letzten Jahren haben jeweils die wachsende Schar von asiatischen Gästen den Rückgang der europäischen etwas abgefedert. Im vergangenen Jahr war das nach sechs Jahren zum ersten Mal nicht mehr der Fall. Vor allem aus China kamen unter anderem wegen der Terrorgefahr markant weniger Touristen. Aber auch hier erwartet Schweiz Tourismus wieder einen Aufschwung, wenn auch mit gedrosseltem Tempo.
Davon abgesehen zeichnet sich in diesem Markt auch ein deutlicher Wandel weg von den Gruppenreisen hin zum Individualtourismus ab. China bleibe gerade deshalb für die Schweiz ein sehr interessanter Markt, sagte der Schweiz Tourismus-Sprecher Markus Berger. Dies auch darum, weil die chinesische Regierung im eigenen Land den Wintersport stark fördern wolle. Künftig sollen also auch chinesische Skifahrer Schweizer Pisten bevölkern.
Im Heimmarkt schliesslich will Schweiz Tourismus den Herbst als eigentliche Schweizer Saison positionieren. Diese Jahreszeit sei wegen des Klimawandels länger und milder als früher, sagte Berger. Und preislich attraktiv: Denn die ausländischen Ferienalternativen im Herbst seien teurer als die Badeferien im Sommer im Vergleich zu Wanderferien in der Schweiz.
0,3% weniger Logiernächte
Die Schweizer Hotellerie hat gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) im vergangenen Jahr insgesamt 35,5 Millionen Logiernächte verbucht. Das sind 0,3% weniger als 2015. Der Grund dafür ist vor allem ein Rückgang bei den ausländischen Gästen, deren Übernachtungszahl um 1,5% auf 19,3 Millionen sank. Es reisten vor allem deutlich weniger chinesische und deutsche Touristen in die Schweiz als im Vorjahr. Der Einbruch bei den chinesischen Touristen bewirkte sogar, dass nach sechs Jahren ununterbrochenen Wachstums erstmals die Zahl der asiatischen Gäste sank.
Bei den inländischen Gästen gab es im vergangenen Jahr dagegen erneut eine Zunahme. Schweizerinnen und Schweizer sorgten für 16,2 Millionen Logiernächte, was einem Plus von 1,2% im Vergleich zu 2015 entspricht.
Bei den Tourismusregionen verzeichneten erneut die Bergregionen Berner Oberland, Graubünden und Wallis die stärksten Rückgänge. Wegen dem Ausbleiben der asiatischen Gäste sanken die Übernachtungszahlen aber auch im Tourismusgebiet Luzern. Deutlich zulegen konnten das Genferseegebiet und das Tessin. Insgesamt hat sich der Trend weg vom Berg- hin zum Städtetourismus gegenüber dem Vorjahr leicht abgeschwächt, wenn auch die Bergregionen weiterhin Marktanteile verlieren.
Die Rückgänge der Übernachtungszahlen zeigen dabei noch ein geschöntes Bild der wirtschaftlichen Situation der Schweizer Hotellerie. Gemäss BFS hat sich 2016 nämlich nicht nur die Zahl der Logiernächte sondern auch deren Preise reduziert. So ist der Landesindex der Konsumentenpreise für die Hotellerie innert Jahresfrist um 2,4% gefallen bei einer Teuerung von -0,4%. (awp/mc/pg)