Zweimal Nord- und Südkorea aus unterschiedlicher Sicht
Bern – Das Kunstmuseum Bern und das Alpine Museum der Schweiz machen 2021 mit zwei neuen Ausstellungen Korea zum Thema. Eine Partnerschaft zwischen den beiden Häusern hebt die ergänzenden Perspektiven hervor. Das Publikum profitiert von einem gemeinsamen Veranstaltungs- und TicketAngebot.
Die Ausstellung «Grenzgänge – Nord- und Südkoreanische Kunst aus der Sammlung Sigg» im Kunstmuseum Bern führt an die Schwelle der seit 1953 getrennten koreanischen Halbinsel. Eine 250 Kilometer lange Grenze aus Stacheldrahtzäunen und Panzersperren teilt Korea in zwei Staaten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gegensätzlich ist auch die Kunst, die in den beiden Ländern zeitgleich entsteht. Im Norden wird eine sozialistisch-realistische Malereitradition gepflegt, während im Süden eine vitale Gegenwartskunst die Unvereinbarkeit der beiden politischen Systeme und die Lebensrealität der Bevölkerung thematisiert. Die konträren Weltanschauungen treten in der Ausstellung in Dialog und laden dazu ein, sich der Geschichte sowie der Gegenwart Koreas anzunähern. Ausgewählte Werke aus der Sammlung Sigg bilden die Ausgangslage der Ausstellung und erlauben einen Streifzug durch die koreanische Kunst der 1970er- bis 2010er-Jahre. Uli Sigg war in seiner Zeit als Schweizer Botschafter in China auch Botschafter von Nordkorea (1995 bis 1998). Dadurch erhielt er vertieften Einblick in die nordkoreanische Realität und die einmalige Gelegenheit, Werke der dortigen Kunstakademie Mansudae zu erwerben. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
«Let’s talk about mountains. Eine filmische Annäherung an Nordkorea» heisst die kommende Hauptausstellung des Alpinen Museums der Schweiz (ab. 20. Februar 2021). Ein Filmteam des Hauses bereiste in der kurzen Phase des innerkoreanischen Tauwetters (2018/19) die gebirgige koreanische Halbinsel und suchte das Gespräch mit den Menschen vor Ort. Es stieg mit Wandergruppen auf Berggipfel, besuchte Schulklassen, schaute Kunstschaffenden über die Schulter, reiste in Landwirtschaftsbetriebe in der hügeligen Provinz und machte Halt im grössten Skiresort in der Tourismus-Entwicklungszone im Südosten Nordkoreas. Mehrere Stunden Filmmaterial und über vierzig Interviews – spontane ebenso wie arrangierte Begegnungen – sind der Rohstoff, aus dem zurzeit eine in dieser Art einzigartige Film-Ausstellung entsteht. Sie zeigt Mikrogeschichten aus dem Alltag, die in keiner Tagesschau vorkommen und gibt Menschen eine Stimme, die hinter dem politischen System zu verschwinden drohen. Zur Ausstellung erscheint ein Magazin, das die Inhalte der Filmbilder vertieft und einordnet.
Zur Vertiefung der Ausstellungsthemen realisieren das Kunstmuseum Bern und das Alpine Museum der Schweiz ein gemeinsames Veranstaltungsprogramm. Weitere Partner sind u.a. die Asia Society Switzerland, das Polit-Forum Bern und das Kino REX Bern. Aktuelle Informationen finden sich ab Ausstellungseröffnung auf den jeweiligen Webseiten. Besucherinnen und Besucher beider Häuser profitieren zudem von einer Ticketermässigung im jeweils anderen Museum. (Kunstmuseum Bern/mc/ps)
Ausstellungsinformationen
Kunstmuseum Bern
Grenzgänge – Nord- und Südkoreanische Kunst aus der Sammlung Sigg 30.04.–05.09.2021
Kunstmuseum Bern
Alpines Museum der Schweiz
Let’s Talk about Mountains. Eine filmische Annäherung an Nordkorea 20.02.2021–16.01.2022
Alpines Museum der Schweiz