Zwischen Pflanzen-KI und sozialem Experiment
Zürich – Die Künstler Emidio Battipaglia aus Italien und der Franzose und Augustin Lignier wurden letztes Jahr von einer internationalen Jury als Gewinner des mit 20’000 Franken dotierten Vontobel Förderpreises für junge zeitgenössische Kunst «A New Gaze» ausgewählt.
Die rund 70 europäischen Bewerberinnen und Bewerber wurden gebeten, ein Projektzum Thema «Community» einzureichen. Die Gewinnerprojekte der beiden Künstler, die ein Masterstudium in Fotografie an der ECAL in Lausanne absolvierten, werden ab Donnerstag, 23. Mai 2024, in einer öffentlichen Ausstellung in Zürich gezeigt. Battipaglia erkundet mithilfe einer KI-basierten interaktiven Installation mit Pflanzen die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Technologie und Lignier zeigt ein soziales Experiment zur nonverbalen Kommunikation und Gemeinschaftsbildung. Neben dem Preisgeld und der Ausstellung beinhaltet der Preis auch
eine Künstlerpublikation.
Der italienische Künstler Emidio Battipaglia erarbeitet eine interaktive Installation mit Pflanzen, die mit einer KI-Technologie verbunden ist. Diese Technologie erfasst die Reaktionen der Pflanzen auf ihre Umgebung wie Temperaturveränderungen, Bewegungen oder Geräusche von Menschen und projiziert in Echtzeit neue sowie unerwartete Bilder in den Raum.
«Synaptic Dialogues» untersucht, wie Menschen, Technologie und Umwelt miteinander interagieren, um eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Battipaglia beleuchtetso das transformative Potenzial vernetzter Beziehungen und betont die Notwendigkeit für gemeinsame Anstrengungen in Richtung einer nachhaltigen Zukunft. Durch die Schaffung neuartiger Gemeinschaften trägt Battipaglias Werk zur Förderung eines kollektiven Sinns für Zugehörigkeit und gemeinsamer Ziele bei, was in Zeiten globaler Herausforderungenvon von grosser Bedeutung ist. «Synaptic Dialogues» lädt dazu ein, über diese komplexen Zusammenhänge nachzudenken und regt zu einer erweiterten Wahrnehmung von Gemeinschaft und Verantwortung an. Emidio Battipaglia (*1984) ist ein interdisziplinärer Künstler, der an der ECAL in Lausanne und an der Napier University in Edinburgh Fotografie studiert hat. Er lebt und arbeitet in Mailand.
«Wink Piece» ist ein soziales Experiment zur nonverbalen Kommunikation und Gemeinschaftsbildung von Augustin Lignier. In Anlehnung an die dynamische Natur digitaler Interaktionen erforscht der Franzose die Parallelen und Unterschiede zwischen digitalem und physischem Verhalten. Der Künstler begab sich auf die Strassen von Paris, wo er den Passanten zuzwinkerte, um ihre Reaktionen zu dokumentieren – eine Handlung, die zur Performance wurde. Die Reaktionen reichten von erwidertem Zwinkern bis hin zu Ignorieren oder sogar der Weigerung, Teil des Kunstwerks zu sein. Diese Interaktionen, festgehalten in einer Rauminstallation, bilden die Grundlage für die Dokumentation seiner Erkenntnisse.
Was ursprünglich als spielerische Auseinandersetzung gedacht war, entwickelte sich zu einem tiefgreifenden sozialen Experiment und veränderte das Verständnis des Künstlers für die aktuelle Gesellschaft massgeblich. Indem es die subtilen Nuancen der zwischenmenschlichen Kommunikation in den Mittelpunkt stellt, wirft das Projekt auch ein Licht auf die komplexen Beziehungen und Dynamiken unserer modernen Gesellschaft. Augustin Lignier (*1995) studierte Fotografie an der ECAL in Lausanne sowie Kunst an der Beaux-Arts de Paris. Er lebt und arbeitet in Paris. (mc/pg)
Emidio Battipaglia: «Synaptic Dialogues» / Augustin Lignier: «Wink Piece»
A New Gaze 4: Art Vontobel Contemporary Photography Prize
Gotthardstrasse 43, 8022 Zürich
Eröffnung: Donnerstag, 23. Mai ab 18 Uhr
Ausstellung: 24. Mai – 31. August 2024
Künstlergespräch am 7. Juni in Anwesenheit beider Künstler, Leitung: Art Vontobel.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 09 – 18 Uhr, Samstag, 11 – 17 Uhr