Führungskräfte: Einsame Spitze

Führungskräfte: Einsame Spitze
Nicole Heimann (links) & Anna Saragoni

Wer führen will, muss allein sein können. Deswegen dürfen sich Führungskräfte aber nicht isoliert fühlen. Denn: Negative Gefühle hemmen positive Entscheidungen. Wer auf eine intakte Leadership Alliance bauen kann, entscheidet zwar immer noch allein – aber nicht einsam.

Von Nicole Heimann & Anna Saragoni, Nicole Heimann & Partners AG

In einer großen Umfrage des Harvard Business Reviews von 2012 erklärte jeder zweite Spitzenmanager, sich einsam zu fühlen. Zwei Drittel davon gaben wiederum zu, dass ihre Arbeitsleistung unter dieser Einsamkeit leide. Sich offen über Probleme austauschen können, sein Verhalten reflektieren oder den eigenen Horizont erweitern: Das fällt Führungskräften häufig schwer. Dies umso mehr nach einem Aufstieg und dem damit verbundenen Rollenwechsel innerhalb des Unternehmens. Je exponierter die Position, desto seltener kommt es zu einem ehrlichen Austausch.

Und Scheu herrscht nicht nur auf Seiten der Mitarbeiter. Selbst wenn sich Führungskräfte nach mehr Dialog sehnen, trauen sich viele kaum, öffentlich dazu zu stehen. Zu gross die Sorge, dies könnte bei Mitarbeitern und Kollegen die eigene Führungskompetenz in Frage stellen. Kommt dazu: Insbesondere für unangenehme Entscheidungen bedarf es einer gewissen Distanziertheit. Allzu emotionale Verbindungen stehen rationalen Entscheidungen im Weg. Führt die Führungsrolle also automatisch in die Einsamkeit?

Je verantwortungsvoller, desto grösser die Herausforderung
Einsamkeit und Alleinsein sind zwei unterschiedliche Dinge. Die Führungsaufgabe als solche bedingt faktisch ein gewisses Mass an Fähigkeit und Willen, in letzter Instanz alleine und auf sich gestellt zu entscheiden. Dies umso mehr, je verantwortungsvoller die Entscheidung ist. Wird dieser Umstand jedoch von der Führungskraft als «Einsamkeit» empfunden, wird es problematisch. Denn: Einsamkeit ist ein negatives Gefühl, welches aus einer Mischung von Angst und Niedergeschlagenheit resultiert und jeder ganzheitlich positiven Entscheidung im Weg steht. Ihr Aufkeimen hängt häufig auch damit zusammen, ob die Situation wirklich gewollt oder von aussen auferlegt wurde. Nicht zuletzt deswegen ist das Gefühl von Einsamkeit ein wichtiges Warnsignal, das als solches wahrgenommen und hinterfragt werden sollte.

Leadership Alliance: Schluss mit einsam
Wie gelingt es nun aber Führungskräften, ihrer Position entsprechend alleine zu entscheiden, ohne dabei in die belastende Einsamkeit abzudriften? Die Lösung hängt stark mit der Selbstwahrnehmung zusammen. CEOs und Mitglieder des Executive Teams sollten sich nicht als isolierte Einheiten betrachten. Sie sollten vielmehr bewusst Allianzen mit ihren verschiedenen Stakeholdern aufbauen und dauerhaft pflegen. Das daraus resultierende Leadership Alliance Mindset bricht das hemmende Gefühl der Isolation auf und löst so das inhärente Problem jeder Führungsarbeit.

Wichtige Voraussetzung für eine echte Leadership Alliance ist eine Firmenkultur, die Selbstreflexion zulässt. Führungskräfte sollten bereit sein, sich zu öffnen und auszutauschen. Dazu bedarf es nicht unbedingt emotionaler Verbundenheit. Es genügt, wenn Beziehungen auf Respekt und Wertschätzung basieren. Insbesondere konkretes Feedback und Feedforward der Stakeholder fördert die persönliche Entwicklung jedes einzelnen. Dadurch entsteht Vertrauen, das wiederum die Voraussetzung für einen ehrlichen Dialog ist – und das Gefühl der Einsamkeit im Keim erstickt.

Das Mindset entscheidet
Das Leadership Alliance Mindset stärkt die Führungskraft massgeblich in der Entscheidungsfindung. Je sinnorientierter die Organisation geführt ist, desto besser. Denn wenn sich der Leader mit seinen Stakeholdern über das grundsätzliche Ziel einig ist, kann er in diesem Sinne agieren. So entscheidet er zwar am Ende immer noch alleine und eigenverantwortlich, aber fühlt sich dabei – aufgrund des gemeinsamen Fokus – nicht mehr einsam und isoliert. Das nimmt negativen Druck, fördert nachhaltig positive Entscheidungen und stärkt nicht zuletzt die authentische, souveräne Unternehmensführung.

Über Nicole Heimann & Partners AG
Nicole Heimann & Partners AG hat sich exklusiv auf das professionelle Coaching von Senior Executives und Executive Teams spezialisiert mit dem Ziel, authentische Leadership Alliances in Unternehmen zu etablieren. Heimann ist die offizielle Biographin des für dieses Jahr geplanten Dokumentarfilms über das Lebenswerk von Marshall Goldsmith, dem weltweit führenden LeadershipCoach. In ihrem Buch «How to develop the Authentic Leader in you» zeigt Nicole Heimann den Wert von authentischer Führung in unserer Wirtschaft. Die Einnahmen des Buches fliessen in die Bullens Heimann & Friends Stiftung. www.nicoleheimann.com

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